Der Robin Hood des Abfalls und die fortgesetzte Mainzer Stadtverwaltungsdickbramsigkeit
Brief Nr. 56/2013 aus Dezember 2013
Guten Tag,
Der nachfolgende Text erschien als Leserbrief unter der Überschrift „Schweigen im Wald“ in der Mainzer Allgemeinen Zeitung am 27. November 2013 und hatte ein Nachspiel, über das ich in P.S. berichte.
Der mittlerweile zu Recht bekannte Robin Hood des Abfalls, Rainer Schäfer, ein Hartz Vierer mit der Einzelkämpfervision eines Müllsammlers aus freier Entscheidung, wurde bei seinem ersten Auftreten im Juni von der Abfall-Verwaltung dafür öffentlich abgewatscht („Illegal, macht Mehrarbeit“) (Allgemeine Zeitung Mainz 11.9. 2013)
Hat die Stadtspitze den Mann, als Namen und nähere Umstände des nicht bestellten Wohltäters bekannt wurden, eingeladen und sich bedankt? Haben die verantwortlichen Politiker von ihrer Verwaltung einen anderen Ton im Umgang mit engagierten Bürgern eingefordert? Hat sich die Verwaltung bei Schäfer gemeldet? Schäfer: „Von der Stadtverwaltung hat sich noch niemand getraut, mit mir Kontakt aufzunehmen. Es fehlt anscheinend die entsprechende Verwaltungsvorschrift.“ Die Gelegenheit hätte es gegeben, als Schäfer jetzt mal wieder nach Mainz kam, um nach dem Rechten zu schauen und weiter zu sammeln.
Aber weiter gewissermaßen Schweigen im aufgeräumten Wald bei Oberbürgermeister (rot), Bürgermeister (grün) und Dezernentin (grün). Anders das gemeine Volk: es applaudierte dem braven Mann in Leserbriefen und zuletzt auch bei persönlichen Begegnungen („Hupkonzert“).
Und in der Sache? Schäfer: „Als ich nun nach zwei Monaten wieder nach Mainz kam und feststellen musste, dass die von mir über das Internet gemeldeten gefährlichen Sonderabfälle immer noch vorhanden waren, machte mich das zornig. Vor allem weil der Leiter des Entsorgungsbetriebs sich persönlich darum kümmerte.“ Kümmern wollte, muss man wohl sagen.
Was lässt sich tun gegen diesen neuen Triumph von Mainzer Politik-und Verwaltungsdickbramsigkeit?
Mit besten Grüßen
Henning v. Vieregge
P.S. Anruf des Leiters des Mainzer Entsorgungsbetriebs, Hermann Winkel: Im Leserbrief ständen Unwahrheiten. Erstens habe man sehr wohl sich um die Beseitigung des von Schäfer gemeldeten Sondermülls gekümmert. Er hätte auf dem Grundstück einer muslimischen Gemeinde gelegen und die hätte hoch und heilig versprochen, ihn umgehend zu entsorgen. Darauf ich: Stimmt Schäfers Aussage, dass der Sondermüll acht Wochen nach der Meldung dort immer noch gelegen habe ? Winkel: Ja. Man habe sich auf das Wort der Gemeinde verlassen. Darauf ich: Dann ist also Schäfers Aussage richtig? Winkel: Man habe aber gleich nach Schäfers Protest reagiert und den Sondermüll selber entsorgt, obwohl dies eigentlich Sache des Grundstückinhabers gewesen sei.
Zweitens Winkel: Außerdem stimme es nicht, dass es keinen Kontakt zu Schäfer gäbe. Ich will wissen, welcher Art. Winkel: Per Mail und persönlich. Ich: Ach. Sie haben ihn eingeladen und ihm gedankt? Winkel verneint die Frage. Man habe ihn gemailt und ihn „draußen“ kontaktiert. Ich frage Schäfer, der mir den Mailkontakt mit dem Amt überlässt und unterstreicht, eine persönliche Begegnung habe es bisher nicht gegeben. Allerdings sei er per Mail aufgefordert worden, seinen Lebenslauf einzureichen, nachdem er presseöffentlich sein Interesse an bezahlter Müllentsorgungsarbeit bekundet hatte. Auch Winkel berichtet davon. Wieso Schäfer, wenn ein ernsthaftes Interesse an ihm besteht, nicht gleich zu einem persönlichen Kennenlernen eingeladen worden ist, fragt man sich.
Winkel, drittens: Die Stadt habe den Schäfer sehr wohl gelobt. Er liest mir einen Satz der Pressesprecherin vor, der sinngemäß heißt, prinzipiell sei Schäfers Einsatz lobenswert. Ich frage, ob meine Feststellung, die Stadtspitze habe nicht reagiert, damit falsch sei? Winkel weist darauf hin , dass dies nicht seine Zuständigkeit sei.
Ihm liegt viertens daran, richtig zu stellen, dass die Feststellung Schäfers, der „Leiter des Entsorgungsbetriebs“ habe zugesagt, sich um den Sondermüll zu kümmern, falsch sei. Zugesagt habe dies sein Abteilungsleiter Strack. Strack ist in der Tat der Mailkontakt Schäfers. Dies ist also eine Ungenauigkeit im Leserbrief, die ich hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebe: Strack ist’s, nicht Winkel; der Vorgesetzte verweist auf die Verantwortlichkeit seines Untergebenen.