HIGH LOW BUFFALO

06 Juli
6. Juli 2025

338/ Juli
Guten Tag,
Es ist wichtig, dass einen die Lebensbejahung nicht verlässt. Dazu ein Ratschlag von unseren Enkeln in Atlanta: . Tauschen Sie sich mit ihren Liebsten jeden Tag über »high, low, buffalo« aus. Jeder sagt, was am Tag gut (high) und nicht so gut (low) war und was sonst noch unerwartet oder besonders war (buffalo).
Ich will Ihnen unsere Erfahrung schildern: Was war heute »low«? Wie oft sitzen wir in der Familie zusammen und uns fällt ganz schnell ein, was gut war am Tag und was bemerkenswert (vermutlich »buffalo« genannt, weil das Wort im Amerikanischen für »überraschend« bzw. »verblüffend« steht) und dann grübeln wir über das »Low« nach. Oft will es uns nicht einfallen. Vielleicht ist das Leben ja doch nicht so negativ besetzt, wie es uns manchmal vorkommt. Das ist eine gute Botschaft.
Es geht nicht um den Spruch, dass früher alles besser war. Aber wer auf die Generationen schaut, die im ersten und/oder im zweiten Weltkrieg gelebt haben, und wer die heutige politisch-gesellschaftliche Situation analysiert, wird zustimmen: Die heute 60-80-Jährigen (plusminus) haben eine gute Phase der Geschichte, jedenfalls in Westdeutschland, erwischt, vielleicht sogar eine einmalig gute.
High,low, Buffalo: 2:1 für das Positive im Leben.
Mit besten Grüßen
Henning v. Vieregge
P.S. aus: Beneidenswert!

Beneidenswert! Mein neues Buch

25 Juni
25. Juni 2025


Wiesbaden 2025, Taschenbuch 12,99 €, am besten über epubli bestellen.

332/Juni 2025
Guten Tag,

Es scheint ziemlich abwegig zu sein, die Lage älterer und alter Menschen „beneidenswert“ zu finden. Ich bin darauf gekommen, weil ich wie schon bei früheren Büchern wiederum Generationsgenossen befragt habe. Und deren Antworten ausgewertet bilden das Filetstück des Textes. Der Text ist wiederum ein Mix aus Wissenschaft und Feuilleton.
Bei näherer Betrachtung ist die Zuschreibung „beneidenswert“ aus drei Gründen gerechtfertigt. Zum einen in der historischen Sicht. Früher gab es die Lebensstufe „älter“ nicht; man war alt und bereitete sich auf sein Ende vor. Zweitens der Blick über die Grenze des Kontinents: Nur die wirklich Reichen haben es so wie bei uns der Durchschnitt. Und drittens die Erkenntnis, dass der Alterungsprozess sich nicht in jüngere und ältere Menschen aufteilen lässt, sondern sehr viel komplizierter und individueller verläuft. Nur ganz am Schluss kommen gewissermaßen alle zusammen.
Allerdings verschweige ich in dem Buch nicht, dass es gewichtige Ausnahmen gibt, Menschen die keineswegs in einer beneidenswerten Situation sind, auch wenn man alle genannten Maßstäbe heranzieht.
Auch sind wir von einer „sorgenden Gemeinschaft“, die durch einen neuartigen Mix von professioneller und bürgerschaftlicher Hilfe gesichert ist, noch weit entfernt. Aber wir sind auf dem Weg.
Von all dem handelt das Buch. Beim Thema „großer und kleiner Generationenvertrag“ beschreibe ich liebevoll einen Grandparents Day an einer amerikanischen Privatschule und ordne diese Erfahrung ein mit Informationen über die wichtige Großelternrolle. Und was ist mit Haustieren? Auch dazu gibt es einen Text, einen persönlichen und einen grundsätzlichen. So ist das Buch aufgebaut, eine Mischung aus beidem.
Das Ziel ist, Anregungen zum eigenen Leben zu geben. Jeder von uns hat genug Anlass, immer wieder neu sich die Frage vorzulegen „Wie will ich leben“. Wenn es stimmt, dass diese Generation der Babyboomer, die Achtundsechziger eingeschlossen (Jahrgänge 44-64+ minus), in besonderer Weise eine privilegierte ist, dann muss sie dies freilich auch akzeptieren. Viele Generationsgenossen tun dies und geben Zeit und Geld in gesellschaftliche Projekte. Späte Freiheit als erfüllte Zeit, auch im hohen Alter, das ist die Leitidee dieses Buches.

Der Historiker Wolfgang Benz kritisert die Kriegsgeneration- zu Recht, frage ich

27 Mai
27. Mai 2025

331/Mai 2025
Guten Tag
Der Historiker Wolfgang Benz, Jg.41, sagte neulich in einem Interview, seine Generation sei „von unseren Eltern vollkommen im Stich gelassen worden. Die sprachen nicht mit uns über den Nationalsozialismus.“ In der Tat nennt man die Generation, die vor den Achtundsechzigern und Babyboomer lebte, die „schweigende Generation“ (the silent generation). In dieser Generation waren die meisten Täter und Opfer zugleich: entheimatet, besitzlos geworden, vielfach körperlich und seelisch kriegsbeschädigt, viele Frauen vergewaltigt. Ich habe die Nachfolgegeneration in meinem Buch im Kontrast „Die Glücksverwöhnten“ genannt und habe mich darin am Beispiel des Kriegstagebuches meines Vaters gefragt, warum ich mir als Jugendlicher keine Gedanken über das Leiden der Generation der Eltern und Großeltern gemacht und warum ich nicht in ruhiger Neugierde sie zu ihren Erlebnissen gefragt habe, sondern nur in der Vorwurfshaltung „Ihr wusstet doch etwas.“ Deswegen meine ich, meine Generation und die Nachfolgenden (44-64) haben wenig Grund, ihren Eltern und Großeltern ihr Schweigen vorzuwerfen. Wir haben daran mitgewirkt.

Mit herzlichen Grüßen
Henning v. Vieregge

BENEIDENSWERT -Wenn Babyboomer 65 und Achtundsechziger 80 werden Eine Buchankündigung

03 Mai
3. Mai 2025

330/ Mai 2025

Guten Tag
Noch ist unklar, bei welchem Verlag das Buch BENEIDENSWERT erscheint. Das Einfachste wäre wieder Book on Demand; mit epubli habe ich gute Erfahrungen gemacht. Andererseits glaube ich, dass dieses Buch viele Leserinnen und Leser finden könnte. Aber sie müssen darüber gehört oder gelesen haben. Da ist ein „echter“ Verlag die bessere Lösung.
Zum Inhalt kann ich schon Einiges bekannt geben. Vielleicht reizt es ja dann den einen oder anderen, geradezu mit Sehnsucht auf das Erscheinen zu warten.
Mit besten Grüßen
Henning von Vieregge

P.S. Mein aktuelles Buch „Die Glücksverwöhnten“ kann jetzt auch als Taschenbuch gekauft werden. In allen Buchläden und bei Amazon.

ZUM INHALT
Wie will und wie kann ich leben? Dazu liefert das Buch für zwei Generationen Entscheidungshilfen: für die Achtundsechziger und für die Babyboomer, also für die Geburtsjahrgänge 1944 bis 1964 plusminus. Das Buch stützt sich auf zwei Hauptquellen: Leitfaden – Interviews mit 22 Achtundsechzigern, die damals (2012) im altersbedingten Ausscheiden aus der Vollbeschäftigung waren, und 23 Fragebogen Interviews zwölf Jahre s später mit der gleichen Generation. Beide Abfragen wurden mit Ergebnissen anderer Autoren überprüft; sie sind nicht repräsentativ, aber valide. Damit gibt es empirisch fundierte Antworten auf drei Lebensphasen: die Übergangsphase, das junge Alter und das hohe Alter. Literaturverweise und Geschichten runden die Texte ab. Leitfrage ist, wie man die historisch betrachtet geschenkten Jahre ausfüllt und wie man es dann schafft, dass die hohe Zeit des Alters weiterhin überwiegend positiv ist. Das Buch ist in der Überzeugung geschrieben, dass es keinen Königsweg gibt, sondern unterschiedliche Möglichkeiten, Alter zu gestalten. Dass aber der Verzicht auf Gestaltung ein Fehler wäre. Vorgestellt und diskutiert wird, was der Einzelne tun kann. Dabei wird nicht unterschlagen, dass der Freiraum, der zur Gestaltung zur Verfügung steht, individuell unterschiedlich Ist, aber auch gesellschaftlich geformt ist. Hier haben die Achtundsechziger und Babyboomer, international zusammengefasst als Babyboomer, eine Avantgardefunktion, mindestens was die geschenkten Jahre betrifft.
Der Übergang aus der Vollbeschäftigung in die Zeit danach wird in fünf Phasen durchdekliniert und dann geht es am Beispiel eines Zitats von Klaus Dörner um die Rollenfindung im Alter. Den Mittelteil bilden die Umfrageergebnisse. Im Schlusskapitel „Freiraum und Zuversicht“ wird eine Zusammenfassung mit weiterführenden Betrachtungen („gesellschaftspolitische Vermessung des Freiraums“) vorgenommen. Die Kapitel sind jeweils mit Zitaten versehen und den Text binden und erweitern 20 eingeblendete Thesen.

„Du hast ein wahres Zeitzeugnis abgelegt“

09 Apr.
9. April 2025

329/April 2025

Screenshot

Neu: „Die Glücksverwöhnten- Ein früher Babyboomer wird erwachsen“ Das Buch kann in Buchläden und bei Amazon bestellt werden, 268 Seiten, 23,99 € Jetzt auch als Taschenbuch, 16,95 € Rezensionsexemplare anfordern.

Maritta v. Bieberstein Koch-Weser, Berlin, lange bei der Weltbank tätig gewesen, Gründerin der NGO Earth 3000

Wie sagt man das auf Deutsch? – “your book resonates“. Ich habe es wie eine Kulturgeschichte unserer geteilten Lebenszeit gelesen. So Vieles in der Beschreibung der frühen Kindheits- und Nachkriegsperiode trifft in der Breite zu: Wir sind die Kinder von Menschen, die Alles verloren hatten. Wir sind Kinder von Ehen, die in Hungerzeiten entstanden, im Zusammenhalt der Nachkriegsnot. Wir sind Kinder von Eltern, die dort, wo sie neu anfingen, nicht gewollt waren, keine rechte Bleibe hatten und keinen guten Job fanden. Wir sind Kinder von Eltern, die mit ihrem Trauma alleine, ohne Psychotherapie auskommen mussten.
Und wir sind auch Kinder dieser selben, so arg diskreten „Adelskultur“, an der man sich – auch in noch so schlechten Zeiten – sozial und auch moralisch aufrecht- und hochgehalten hat. Symbolisiert haben dies – wie du so treffend schreibst – die eingravierten Monogramme auf dem geretteten Silberbesteck, das soziale Netzwerk, und die Wurzeln des Zusammenhalts und Selbstverständnisses in den Stammbäumen der Vergangenheit. Du hast es herrlich auf den Punkt gebracht – teilweise musste ich an das Asserate „Manieren“ Buch über die Deutschen denken.
Sehr berührend ist die Auseinandersetzung mit der Kriegsvergangenheit des Vaters. Auch ich habe nie Zeit und inneres Interesse gefunden, meinen Vater nach dieser grausigen Periode richtig auszufragen. Vielleicht haben unsere Väter uns die genauen, grausamen, das Gewissen ewig plagenden Erinnerungen an die Nazi – Kriege erspart, damit wir diese Bürde, diese konkreten Bilder nicht mit in unser Leben – und weiter in die Leben unserer Kinder und Enkel nahmen? Vieles ist unserer Generation so erspart geblieben.
Kurzum, du hast ein wahres Zeitzeugnis abgelegt – wie gut, dass du die Kunst, die Gabe und Freude des Superb-Schreibens früh mit Tagebüchern angefangen und nie locker gelassen hast.

Guten Tag,
der Titel meines Buches „Die Glücksverwöhnten“ gewinnt täglich an Plausibilität: beim Krieg Russlands gegen die Ukraine ist kein Ende in Sicht; die Versprechungen des Donald Trump erweisen sich als substanzlos, leider. Und eben jener scheint von der Idee besessen, dass Schaden beim Anderen (Europa, China usw.) ohne negative Folgen beim Verursacher bleiben kann. Dabei wirken Zölle wie Aussperrung im Tarifkonflikt: Sie soll die Gegner, in diesem Fall die Gewerkschaft, weich klopfen, aber nach kurzer Zeit stellt sich die Frage, bei wem der Schaden größer ist.
Ja. meine Generation, die Achtundsechziger, nehmen wir die Babyboomer dazu (also die Jahrgänge 44 bis 64 plusminus), das sind die Glücksverwöhnten. Wie gern würden wir das auch für die Generation X, die Generation Y, die Generation Z und die Generation Alpha sagen. Es sind unsere Kinder und Kindeskinder. Was wird deren Resümee sein?
Maritta von Bieberstein Koch Koch-Weser ist eine kluge Frau. Ich bin ihr dankbar für ihre Rezension.
Mit besten Grüßen
Henning von Vieregge

Viereck schreibt über das Buch von Vieregge

01 Apr.
1. April 2025

328/April 2025
Guten Tag,
von Jürgen Werner habe ich folgende Notiz gelesen, die mir gefallen hat:
„Das unterscheidet die Autobiographie von der Lebensbeschreibung durch andere, dass sie sich die Freiheit herausnimmt, die eigenen Geschichten stets neu und anders interpretiert erzählen zu können. Nicht einmal stimmig müssen sie sein, wenn sie denn zur Unterhaltung und gelegentlichen Belehrung beitragen. Deutungshoheit über das Persönlichste ist der klarste Ausdruck dafür, dass Menschen stets mehr sind als das, was sie sind, um das zu sein, was sie sind.“

Screenshot

Konrad von Viereck hat mir eine Besprechung meines Buches „Die Glücksverwöhnten“ geschickt, die ich der geneigten Leserschaft nicht vorenthalten möchte. Der Name des Rezensenten wirft die Frage auf, ob die Rezension auf dem Boden von Vetternwirtschaft entstanden ist. Es muss in den Wirren des 30-jährigen Krieges gewesen sein, als die Familien sich durch verschiedene Schreibweise getrennt haben. Somit liegt die Vetternschaft zurück. Gleichwohl sind, wie Viereck in der Rezension unterstreicht, die Wurzeln durchaus ähnlich.
Mit besten Grüßen
Henning v. Vieregge

Rezension
Henning von Vieregge, DIE GLÜCKSVERWÖHNTEN Neuauflage seines Erstlings UNTER DER GLÜCKSHAUBE

Der Autor entstammt einer alten Mecklenburger Adelsfamilie. Nach dem Krieg von der Roten Armee verjagt, der Vater schwer verwundet, die Mutter zunächst als Haushaltshilfe tätig. Statt in einem Herrenhaus mit goldenen Tellern wurde er in einer winzigen Speicher-Wohnung irgendwo in Holstein in Zeiten von Entbehrung und purer Not geboren. Über das, was folgt, seinem mühsamen Weg aus den erlebten bedrückenden Nachkriegsjahren nach oben, Richtung blauer Himmel, hat Vieregge 60 Jahre lang ein Tagebuch geführt und daraus nun einen facettenreichen Lebensbericht verfasst.
Aber anders als viele seiner 68ziger Zeitgenossen, die zumeist den kleinbürgerlichen Milieus und dem Mief jener Jahre entkommen wollten, bleibt Vieregge in seiner gerahmten Welt, positiv und respektvoll, besonders gegenüber der Lebensleistung von Eltern und Großeltern. Denen er sich liebevoll bis auf den heutigen Tag mehr als verbunden fühlt. Das liest man nicht aller Tage, schon gar nicht in Zeiten, in denen das Ich wichtiger geworden ist als das Wir, und alles nur noch aus dem Netz kommt, oft ohne die notwendigen Zusammenhänge. Das macht dieses Buch so lesenswert.
Ich habe fast den gleichen Namen, fast die gleiche Vorgeschichte, bin fast der gleiche Jahrgang und ebenfalls ein Flüchtlingskind mit vielfach fast gleichen seelischen Traumata und Trümmern im Gepäck. Insofern kann ich nur bestätigen und unterstreichen: unser beider Generation ist tatsächlich glücksverwöhnt, zum einem mit Augenschein auf das, was erreicht wurde, zum anderen gerade heute in der Unordnung unserer augenblicklichen Welt und dem vielen Gerede über die Zeitenwenden dieser Tage.
Dieses unser Leben als Glücksverwöhnte mag nicht gleich auf den ersten Blick als solches erkennbar sein, umso dankbarer bin ich Henning Vieregge für seine Ausführungen. Zudem hat er auch noch das Glück, dass es ihm vergönnt ist, darüber schreiben zu können. Nicht umsonst schließt sein Bericht mit einem Bild seiner “großen schönen“ Familie, die ihm letzt-lich eine solche Erfüllung ermöglicht hat.
Bleibt zu wünschen, dass er damit auf besonders viele Leser trifft. Ähnlich wie Herr Nikolic in der Geschichte Die Autobiographie von Ivo Andrić in der ein unscheinbarer Richter aus einer Kleinstadt immer wieder versucht, dem arrivierten Autor ein Manuskript anzudienen. Es dauert bis der berühmte Andrić begreift, dass Herr Nikolic ihm kein Papier, sondern sein Leben übergeben will…

Konrad von Viereck

© Copyright - Henning von Vieregge