Brief 12/2010: „Nicht wie ein hochqualifiziertes Frettchen…“ – Ratschläge von Altgedienten – Eine Serie mit fünf Beiträgen
(3) Taktische Empfehlungen
Das Thema Networking hat grundsätzliche und strategische Bestandteile. Nur taktisch angefaßt, wird man scheitern. Aber es hat auch taktische Komponenten. Dazu zwei Empfehlungen:
„Ich glaube, wenn man die 50 überschritten hat, sollte man anfangen, sich in seinen Kontakten und Aktivitäten ein bisschen breiter aufzustellen. Und nicht wie ein hochqualifiziertes Frettchen da weiter zu laufen, sondern breiter Kontakte zu pflegen und einfach auch Signale zu geben. Man muss auch Signale dafür aussenden. Und das rechtzeitig, und nicht erst dann, wenn es soweit ist. Die Lebensphasengestaltung frühzeitig und aktiv in die Hand nehmen, und zwar nicht so, dass das Unternehmen darunter leidet. Signale aussenden.“
„Wenn es darum geht, wie bereitet man sich persönlich auf Ruhestand vor, da kann ich nur jedem empfehlen, wenn er denn überhaupt noch Ambitionen hat, hinterher noch etwas zu tun, dass man mit dem Aufbau eines Networks, mit Kontakten, frühzeitig beginnt. Es hat keinen Sinn, sechs Monate vor der Pensionierung damit anzufangen, dann wird daraus nichts mehr. Man muss aber auch die Neigung dafür haben. Wer vorher nichts tut, muss sich hinterher nicht beklagen, wenn von draußen wenig kommt. Man muss schon sein Network rechtzeitig aufbauen, wobei ich nie mit dem Hintergedanken gemacht habe, dass ich, wenn ich pensioniert bin, mal was davon haben werde. Ich habe früh damit angefangen, da habe ich an Pensionierung überhaupt nicht gedacht.“
Man kann füglich darüber streiten, ob der Rat, sich Spezialwissen anzueignen, in die strategische oder taktische Ecke gehört. Der Hinweis, dass Spezialwissen sowohl im bezahlten als auch im unbezahlten Bereich benötigt wird, wird mitunter übersehen. Insbesondere beim ehrenamtlichen Engagement wird gemeint, guter Wille sei ausreichend. Aber auch wenn kein Geld wechselt, bekommt man seinen Einsatz zurückgezahlt: in der Währung der Wertschätzung. Und dafür muß eingezahlt werden. Und zurückgezahlt. Das wiederum beherzigen viele, die freiwilliges Engagement suchen, zu wenig. Gerade wenn die Bezahlung nicht in Geld erfolgen kann, ist die nichtmaterielle Bezahlung doch um so wichtiger. Und die Betroffenen registrieren genau diese Signale der Wertschätzung in dieser Phase ihres Lebens aufmerksamer denn je.
Ich nur raten, dass man Themen besetzt, allerdings Themen, die einen interessieren, nicht die man kalkuliert. Dass sie mal dieses Loch ausfüllen könnten. Man muss sich wirklich stark engagieren, braucht ein gewisses Expertenwissen. Das muss ja nicht immer mit Geld verdienen zusammenhängen. Das kann auch ein Spezialwissen sein, dass sich im unentgeldlichen Bereich abspielt. Wichtig ist, dass man angefordert wird, dass man gebraucht wird. Dass andere Hilfe haben wollen.. Ich glaube, das Gefühl, da will keiner mehr etwas von dir, das wäre ein sehr schlimmes.
Vom Spezialwissen zur Marke ist es kein weiter Schritt. Die Brücke heißt: man muss unterscheidbar sein.
„Ich versuche, meine eigene Marke zu sein.“
„Dann ist es auch ganz wichtig, daß man eine Marke wird, ein gewisses Profil kriegt. Es muß klar sein, was man macht und was man nicht macht.“
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Am 12. August erschien der Beitrag 1 mit den grundsätzlichen Empfehlungen,
am 26. August folgte Beitrag 2 mit den strategischen Empfehlungen,
ab 9. September konnten Sie die taktischen Ratschläge (Beitrag 3 der Serie) lesen und am 23. September folgen die Entmutigungsstrategien (Beitrag 4) und ab 7. Oktober die Tröstungen (Beitrag 5)