Todesanzeigen zeigen den Wunsch, erinnert zu bleiben. Er ist aus guten Gründen unerfüllbar.

08 Apr
8. April 2024

312/4/ 2024

Guten Tag,

Die Erinnerung soll den Tod überdauern. In Todesanzeigen findet sich dieser Wunsch. Hier eine Auswahl aus einer Wochenendausgabe einer Lokalzeitung:
In unserem Leben wirst du für immer einen großen Platz im Herzen einnehmen
– Wir vermissen dich zutiefst und werden dich immer in Erinnerung behalten
– Jetzt verfolgen wir den Weg immer mit dem festen Ziel, in seinem Sinne zu handeln
– Du bleibst unvergessen
– ach Sie ist nicht mehr da, doch werden wir ihr täglich begegnen
– Ihre helfenden Worte werden uns ein Leben lang begleiten
– Wir werden dich nie vergessen
– Wir werden uns immer an dich erinnern
– Du wirst uns fehlen und immer in unserem Herzen bei uns sein
– Du wirst immer in unserem Herzen sein
– Wir werden ihn stets in bester Erinnerung behalten
– Dein strahlendes Lachen, dein großes Herz und vor allem Deine Liebe werden für immer in unserem
Herzen sein
– Durch ihr Wirken wird sie uns in steter Erinnerung bleiben
– Es bleiben Erinnerung, Verbundenheit und Liebe
– Liebe ist etwas, das niemals stirbt. Die Erinnerung steht immer diem Herzen zu Diensten

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Warum sollen die Toten in Erinnerung bleiben? Und wie lang bleiben sie in Erinnerung? In meinem Buch „Unter der Glückshaube-Wie ich erwachsen wurde“ geht die lebendige Erinnerung eines Nachkriegskindes zurück bis 1888, dem Geburtsjahr des Großvaters. Nun bin ich selber Großvater, das sind also fünf Generationen, die erinnert werden können. In Wirklichkeit sind es zwei, die Eltern und die Großeltern. Die Urgroßeltern leben noch in der einen anderen Anekdote fort. Der Wunsch ist in jedem von uns in unterschiedlicher Stärke verankert, weder im Alter noch nach dem Tod vollständig in Vergessenheit zu geraten. Das Leben soll doch Spuren setzen. Aber die Spuren verlaufen sich im Sand. Das ist nicht bejammernswert, sondern sinnvoll. Andernfalls wäre die Vorratskammer der Erinnerungen überfüllt und hätte keinen Platz für Neues. „Die Jugend stürmt den Himmel, das Alter senkt den Blick zu Boden und studiert die Erde, unter der es demnächst zu liegen kommt“. (Juli Zeh)

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