Brief Nr. 5/2010: Offener Brief an die EKD Ratsmitglieder zur Käßmann-Nachfolge: Erst die Strukturen anpassen, dann wählen!
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Frau Göring-Eckardt,
durch den Rücktritt von Margot Käßmann ist für den Protestantismus in Deutschland eine prekäre Situation entstanden. Die unter ihrem Vorgänger Wolfgang Huber wesentlich erzielten Gewinne an Beachtung protestantischer Positionen in Politik, Öffentlichkeit und Gesellschaft könnten nun rasch wieder verloren gehen.
Das aber wäre schlimm.
Huber und Käßmann haben durch ihr Charisma überdeckt, dass die evangelische Kirche verglichen mit anderen Großorganisationen im Kampf um Aufmerksamkeit strukturell unzureichend aufgestellt ist. Um im Wettbewerb auch zukünftig zu bestehen, braucht man einen für diese Aufgabe freien Spitzenrepräsentanten.
Jetzt ist der Zeitpunkt, nicht zur Tagesordnung über zu gehen. Schaffen Sie jetzt in einem für unsere Kirche kühnen Schritt die Voraussetzungen für erfolgreiche Vertretung und treffen Sie erst dann die Personalauswahl. Erst die Strukturen ändern, dann die Wahl..
Der Protestantismus sollte dem Beispiel aller wichtigen gesellschaftlichen Organisationen folgen. Im Klartext: Die EKD stellt sicher, dass der neue Ratsvorsitzende sich ausschließlich dieser Aufgabe widmen kann. Die Administration wechselt im zweiten Schritt nach Berlin.
Und nun zur richtigen Person. Es sollte jemand sein, die bereit ist, seinen bisherigen Posten zugunsten des neuen aufzugeben. Die dazu bereiten Kandidatinnen und Kandidaten sollten mit Wolfgang Huber verglichen werden. Gegen ihn spricht sein Alter, nach Jahren gezählt. Ist das ein ernsthaftes Argument in schwierigen Zeiten? Er wäre die beste Wahl.
Auch wenn diese Vorschläge nicht aus der Hierarchie kommen, sondern von der Basis, bitte ich Sie herzlich um Nachdenken und Beschließen.
Mit besten Grüßen
Henning von Vieregge