6. Dezember 2023
306/Dezember 2023
Guten Tag
„Man sollte seinen Tag anders planen als zu sagen, ich muss meinen Berg abgearbeitet haben, bevor ich nach Hause gehe.“ Das sagt Hans-Ingo Biehl am Ende seines langen Berufslebens als Geschäftsführer. Es ist schon so: Wer altersbedingt ausscheidet, weiß zu diesem Zeitpunkt am meisten über seinen Verband und die spezielle Rolle des Hauptamtlichen darin. Eigentlich ist es der falsche Zeitpunkt, um zu gehen. Andererseits ist dies der Lauf der Dinge. Und es ist ein guter Moment für ein Gespräch. Zumal der Verband, den Hans-Ingo Biehl zwei Jahrzehnte geführt hat, auch innerhalb der Verbandswelt nicht jedem geläufig sein dürfte: Verband Deutsches Reisemanagement e. V. (VDR). Was die tun? Ich habe dazu für den VerbändeReport (5/23) den scheidenden Geschäftsführer gefragt. Ein lesenswerter Text
Mit herzlichen Grüßen
Henning v. Vieregge
Verbändereport: Die Institution, die Sie vertreten, heißt Verband Deutsches Reisemanagement, Sie sagen auch Deutschlands Geschäftsreiseverband, größtes Netzwerk für geschäftliche Mobilität. Gibt es noch andere?
Hans-Ingo Biehl: Nein, im Prinzip nicht! Wir sind der Einzige, aber der Name Verband Deutsches Reisemanagement impliziert nicht direkt das Thema, mit dem wir uns befassen, nämlich nur mit Geschäftsreisen. Wenn ich in meinem Freundeskreis davon berichte, dann fragt mich der ein oder andere: Seid ihr ein Reisebüro oder vertretet ihr die Reisebüros? Das ist beides nicht der Fall. Wir sind die Interessenvertretung der Nachfragerseite, also der deutschen Wirtschaftsunternehmen, deren Mitarbeiter Geschäftsreisen durchführen. Wir sorgen für Rahmenbedingungen, damit die Reise nach gewissen Richtlinien so stattfindet, wie sich das Unternehmen das vorstellt.
Richtlinien?
Es gibt sogenannte Reiserichtlinien in den Unternehmen. Den VDR gibt es schon seit 1974 – wir werden nächstes Jahr 50 Jahre alt. Er ist gegründet worden als Verband der Reisestellenleiter in Industrie und Handel. Das gibt schon einen kleinen Hinweis: Reisestelle hieß es früher, den Begriff verwendet man heute nicht mehr. Man spricht jetzt neudeutsch vom Travel Management oder sogar Mobilitätsmanagement. Mit dem Thema Mobilität allgemein befassen sich mehrere Verbände. Wir konzentrieren uns auf die geschäftliche Mobilität, also all das, was durch das Unternehmen bedingt zum Reisen der Mitarbeiter gehört.
Wo ist denn dieses Interesse vorher platziert gewesen?
Es war, wie so oft bei Verbänden und Vereinen: Die gründen sich, weil es eben noch kein Netzwerk oder keinen Austausch mit Gleichgesinnten gibt. Damals haben sich acht Reisestellenleiter, die sich kannten, zusammengetan. Sie sahen den absoluten Bedarf, sich auszutauschen über die Themen und Herausforderungen von Unternehmen, die ihre Mitarbeiter auf Reisen schicken. So ist der Verein gegründet worden.
Etwas später wurde die Mitgliedschaft auf Firmenmitgliedschaft umgestellt. Heute hat der Verband über 600 Mitglieder, ordentliche und außerordentliche. Was ist der Unterschied?
Der Verband basiert auf zwei Säulen: Ordentliche Mitglieder sind nachfragende Unternehmen der geschäftlichen Mobilität. Außerordentliche Mitglieder sind die Anbieter, also diejenigen, die im Bereich „Geschäftsreise“ zu Hause sind. Dazu zählen zum Beispiel Transportunternehmen wie Fluggesellschaften, Bahn, Hotelgesellschaften, Mietwagenfirmen, aber auch Dienstleister, die Read more →