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Gründe gegen Bürgerengagement

21 Nov
21. November 2014

76/Nov. 2014

Guten Tag, wahrlich nicht nur überzeugungstaktische Gründe haben mich bewogen, einen Beitrag mit Gründen gegen Engagement zu schreiben. Mich ärgern schlichte Werbephrasen („Engagement macht glücklich“) und vollmundige Sprüche von Machtträgern, die selber ihr ehedem ehrenamtliches Parteiengagement längst in gut bezahlte öffentliche Positionen umgewandelt haben, sich beim Vollzug der übernommenen Pflichten auch stets noch als der gute Onkel oder die gute Tante der Bürgerschaft gerieren (z.B. wenn sie einen sehr kleinen Teil des Steuergeldes für Engagementstrukturen freigeben) und sich wechselseitig für ihre Verdienste (eigentlich nur für ihre Arbeit) Orden umhängen, während die Engagierten mit Urkunden und warmen Worten bedankt und befriedet werden. Das war jetzt ein bisschen polemisch, aber nicht nicht ganz verkehrt, oder? (Ausnehmen möchte ich die nicht wenigen Parteisoldaten, die als einfache Mitglieder Zeit und Geld einsetzen und sich von Freiwilligen in der Zivilgesellschaft nicht sehr unterscheiden. Allerdings ist ihr Beitrag, der Logik der Parteiendemokratie folgend, häufig eher spalterisch als bindend)

Deswegen hier zweierlei:

Erstens der erwähnte Beitrag, der im aktuellen bbe-Jahrbuch in leicht veränderter Form nachzulesen ist, und zweitens der Link auf die Augsburger Erklärung der bagfa zur Situation des Bürgerengagements. Die Erklärung enthält die Forderung, an Bund und Länder , „die Kommunen zu befähigen, Engagementförderung als Pflichtaufgabe wahrnehmen zu können“.

http://www.bagfa.de/fileadmin/Materialien/Augsburger_Erklaerung_19._Jahrestagung.pdf

Mit besten Grüßen

Henning v. Vieregge

 

Neun Gründe, sich im Alter  bürgerschaftlich nicht zu engagieren[1]

Wer sich im Alter nicht bürgerschaftlich engagiert, kann verschiedene Gründe haben. Dass er oder sie dies noch nie gemacht habe, ist aber keine Begründung. Schließlich war fast jeder vierte ältere Engagierte vor dem „Ruhestand“  nicht bürgerschaftlich engagiert[2], steigt also neu ein. Kundige Stellen schätzen das aktivierbare Engagement-Potenzial unter den Älteren nochmals etwa gleich hoch ein.[3]  Damit besteht Anlass, sich mit den Argumenten gegen Engagement zu beschäftigen. Das kann hier nur im Schnelldurchgang passieren. Vertiefung lohnt sich als Ausgangspunkt zur Diskussion um Gegenstrategien.

  1. Zu wenig Wissen

Bei vielen Nicht-Engagierten herrscht Unwissen über die Vielfalt der Engagementfelder.[4] Da der Antrieb, etwas tun zu wollen, meist nur in einem schmalen Zeitfenster besteht, und das Wissen um Beratungs- und Vermittlungsorganisationen wie Freiwilligenagenturen und Seniorenbüros gering ist, wird die Suche oft schon abgebrochen, bevor sie richtig begonnen hat. Grüne Damen und Tafelbewegung prägen das Bild zu stark.

  1. Zu wenig Selbstvertrauen

Eine weitere Gruppe von Nichtengagierten ist deswegen untätig, weil sie sich nichts zutraut. „Was kann ich denn schon?“, fragte eine Frau, die im mittleren Management eines Großunternehmens erfolgreich in der Finanzabteilung gearbeitet hat.

  1. Zu wenig maßgeschneiderte Angebote

Es fehlt an Angeboten, die Menschen direkt auf ihre Fähigkeiten hin ansprechen und gleichzeitig genügend Freiraum zur Ausgestaltung geben. Wie Potential getriggert werden kann, lässt sich exemplarisch an einer Gründungsunterstützung zur Generationen- und Nachbarschaftshilfe in Kommunen des Odenwaldkreises zeigen.  Eine Mitarbeiterin der Diakonie hat mit Hilfe eines Landesprogramms innerhalb eines halben Jahres in fünf Kommunen Nachbarschaftshilfsvereine aus zumeist bis dahin nicht engagierten älteren Mitbürgern gründen helfen[5].  Nur in einigen Bundesländern ( z.B. Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen) gibt es staatliche Unterstützung für Bürgerversammlungen, aus denen heraus entschieden wird, was Bürger tun wollen.

  1. Nicht schon wieder  abhängig arbeiten

Manche potentiell Engagierte befürchten, sie könnten vom Regen des bezahlten abhängigen Arbeitens in die Traufe unbezahlten abhängigen Arbeitens kommen. Dies ist auch einer der Abbruchgründe. Das Personalmanagement von Freiwilligen ist in Großorganisationen im Aufbau. Es ändert aber nur gefühlt  am Prinzip. Eigensinn ist in diesen Orten des bürgerschaftlichen Engagements nicht gesichert.

  1. Wertschätzung ist nicht einklagbar

Wer seine Entscheidung für oder wider Engagement von einer garantierten Wertschätzung abhängig macht, kann enttäuscht werden. Im Gegenteil: Nicht überall ist der Freiwillige willkommen. Auch wenn Unterstützung durch Freiwillige ausdrücklich gewünscht wird, ist damit nicht sichergestellt, dass alle Mitarbeiter unterstützend, aufmerksam und wertschätzend mit den Freiwilligen umgehen[6].

  1. Freiwillige ohne Rechte

Einen Einwand hört man (bisher) selten, obwohl er durchaus Gewicht haben könnte: Wer unentgeltlich zu arbeiten bereit ist, hat weniger Rechte als ein bezahlter Arbeitnehmer.[7] Hier fehlt es an einer Organisation von Ehrenamtlichen für Ehrenamtliche

  1. Gegen Lückenbüßer-Einsatz

Brunnen werden abgestellt, Grünanlagen nicht mehr gepflegt, Büchereien und Schwimmbäder unter dem Druck der kommunalen Verschuldungslage geschlossen. Der Bürger springt ein, schließt die Lücken. Ist das freiwillige Bürgerengagement überhaupt freiwillig? [8]

  1. Bitte keinen Unruhestand

Laut einer Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts Nextpractise im Auftrag der Körber-Stiftung 2013 fühlt sich ein Drittel der Bevölkerung durch die Forderungen staatlicher Instanzen nach Bürgerbeiträgen darin bestätigt, der Staat lasse nun den wohlverdienten Ruhestand zunehmend nicht mehr gelten.[9]

  1. Engagement als Ausrede

Nicht wenige Engagierte klagen über fehlenden Rückhalt durch ihren Partner, dem oder der  der Zeitverbrauch für Dritte  missfällt. Engagierte, die sich selbst kritisch befragen, können mitunter ihrem Partner im Stillen nur recht geben: ihr Engagement lenkt sie moralisch abgesichert davon ab, Wichtiges im Leben angemessen Zeit zu geben. Engagement ist dann die Kür, die vor der Pflicht bewahrt.[10]

Kurzes Fazit

Die Wahlentscheidung des Bürgers muss verteidigt werden, auch wenn sie anders ausfällt als zugunsten von bürgerschaftlichem Engagement, nämlich zugunsten keiner Tätigkeit im Alter [11] oder auch zugunsten bezahlter Arbeit.[12]

Für bürgerschaftliches Engagement sprechen viele Gründe,  die der Leserschaft bekannt sind. Der entscheidende ist so etwas wie reflektierter Egoismus. Für Klaus Dörner bietet  Engagement eine Chance, länger gesund zu bleiben. „Man kann auch durch Unterbelastung krank werden. Die Auslastung scheint zum neuen Gesundheitsideal zu werden. Egoismus und Altruismus gehen hier miteinander über.“[13]  Es ist also richtig und wichtig, dass Potentiale ausgeschöpft und die Menschen an die für sie richtigen  Positionen kommen.

So wichtig es ist, dass der Einzelne in einem sorgfältigen Sondierungsprozess unter Einschaltung professioneller Beratung findet, was generell zu den Sehnsüchten und Gaben dieses Menschen  und speziell in seiner aktuellen Lebenssituation passt, so lässt sich mit Blick auf die gesellschaftliche Situation konstatieren, dass Angebot und Nachfrage auf diesem Weg immer nur teilweise zur Deckung kommen werden. Freiheit der Entscheidung für oder gegen bürgerschaftliches Engagement und wenn ja, für was, hat ihren Preis.

[1]Ergänzter Beitrag für „engagement macht stark!“, Magazin des Bundesnetzwerkes Bürgerschaftliches Engagement bbe Nr.1/2014 S. 72-75 sowie in: Ansgar Klein, Rainer Sprengel, Johanna Neuling (Hrsg.), Jahrbuch Engagementpolitik 2015, Schwalbach 2015, S.166-169

[2] Siehe: Generali Altersstudie 2013, Frankfurt 2012, S.354: Kaum oder gar kein Engagement vor dem Rentenalter.

[3] 23 Prozent schätzt Bernhard Nacke, Ehrenamtsbeauftragterder Ministerpräsidentin in Rheinland-Pfalz.

[4]Lohnend ist ein Blick in die Datenbank der Aktion Mensch. Am Engagemnt-O-Mat kann man leichter Hand eine erste Einschätzung zu seinem Profil erhalten und sich Angebote anschauen. https://www.aktion-mensch.de/freiwillig/engagement-o-mat.php

 

[5]Wer mehr wissen will, googelt Beate Braner-Möhl, Odenwaldkreis, Nachbarschaftshilfe

[6] Vergl. dazu Paul-Stefan Roß, Hilli Tries „Die Kernfrage des freiwilligen Engagements ist die Gewinnung der Hauptberuflichen“ in: Wegweiser Bürgergesellschaft, E-Newsletter 10/2010 vom 28.5.2010,

[7] „Ehrenamtliche genießen auch künftig nicht dieselben Schutzrechte wie Arbeitnehmer“, heißt es in einer Zeitungsmeldung. Und weiter: „ Da das Ehrenamt unentgeltlich ausgeübt werde, könne es nicht mit einem Arbeitsverhältnis gleichgesetzt werden, urteilte das Bundesarbeitsgericht am Mittwoch in Erfurt in einer Grundsatzentscheidung. Ehrenamtliche Mitarbeiter können daher formlos, ohne Angabe von Gründen oder Einhaltung von Fristen, von ihrer Tätigkeit entbunden werden.“ Eine 46 jährige Telefonseelsorgerin aus Chemnitz, langjährig ehrenamtlich tätig, musste von einem Tag auf den anderen gehen, ohne dass ihr die Gründe dafür genannt worden waren. Sie sagt: „Ich wollte, dass man darüber nachdenkt, wie man mit Ehrenamtlichen umgeht. Sie arbeiten schon ohne Geld und haben null Rechte“.

(Berliner Zeitung 30.8. 2012,Az.: 10AZR 499/11)

 

[8] Wer das befürchtet, zitiert die Ministerialverwaltung des für Bürgerengagement federführenden Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend, die im Vorwort der Kurzfassung des  2012 erschienenen  Ersten Engagementberichts davon spricht  „…mitzuwirken sei eine ‚freiwillige Bürgerpflicht‘“  Wie viel Freiwilligkeit bleibt bei einer Pflicht?

 

[9]Unter dem Slogan „Alter neu erfinden „hat die Körber-Stiftung dazu eine 18 seitige Broschüre über die Ergebnisse der qualitativen Studie „Alter: Leben und Arbeit“  und eine zugehörige Netzwerkkonferenz vom 20. Februar 2013 herausgegeben. Darin heißt es: „Nur  für knapp ein Viertel der Deutschen ist erfülltes Alter gleichbedeutend mit Initiative, Leistung und Aktivität.“ Gegen dieses gesellschaftliche Leitbild sei „ bei drei Viertel der Bevölkerung mit Widerstand zu rechnen“. (S.8) Nextpractise clustert vier Alterstypen: kollektiv-solidarisch (34 Prozent), hedonistisch (30 Prozent), aktiv-leistungsorientiert (22 Prozent) und wertkonservativ (14 Prozent)

 

[10]So schrieb uns die vielfach engagierte Ursula Zwanzger: „Ein Motiv für den eigenen ehrenamtlichen Einsatz könnte auch die „Aufschieberitis“ bei einem selbst sein, was ich bei mir feststellte: statt an wichtige Dinge wie das Erstellen von Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht , Testament etc. und vor allem das „Ausmisten“ der eigenen Wohnung zu gehen, nach „draußen“ zu fliehen“. (Mailvom 29. Juli 2014)

[11] In der geltenden Definition gilt Familienarbeit, wie die Pflege von Angehörigen, bekanntlich nicht als Freiwilligenarbeit.

[12] Wer bezahlter Arbeit nachgeht, ist auch für unbezahlte zu haben. Die Vermutung, dass Ältere jenseits der Pensionsgrenze mit bezahlter Arbeit aufgeschlossener gegenüber Anforderungen zu unbezahlter Arbeit sind als Generationsgenossen, die gern bezahlt arbeiten würden, aber nichts finden, kann in Ermangelung von entsprechenden Daten nicht belegt werden. Die Frage, unter welchen Voraussetzungen und in welchen Grenzen Freiwilligenarbeit bezahlt werden sollte, wird heiß diskutiert. Verwiesen sei auf Veröffentlichungen der Darmstädter Hochschullehrerin Gisela Jakob.

[13]Klaus Dörner im Interview „Fürs Helfen ansprechbarer geworden“, in: Deutsches Ärzteblatt, Heft 5/2014 S. A 168

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Sind die Verbände in Brüssel effizient?

13 Nov
13. November 2014

Rundbrief 75/ November 2014

Guten Tag,

ich habe mit Jan Eggert, Hauptgeschäftsführer der Außenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels e.V. (AVE) für den Verbändereport (8/2014)  gesprochen.  Der sagte, was nicht jeder Geschäftsführer eines Verbandes so formulieren würde: „Der interessierte Mensch auf der Straße möchte mehr Transparenz und mehr Mitsprache haben“.  Darauf müssten sich Politik und Verbände einstellen, fordert er und redet mit Greenpeace und Oxfam über Mindeststandards bei der Produktion von Waren für Deutschland. Ich meine: Eggert setzt Maßstäbe für den Leistungsanspruch an Verbandsmanager. Aber lesen Sie selbst:VR Eggert

Mit besten Grüßen

Henning v. Vieregge

 „Wir haben wenig Flops“ – AUMA sichert Messequalität

31 Okt
31. Oktober 2014

Beitrag Nr.74/2014

Guten Tag, hier der Vorspann zum Interview. Es soll anreizen, das Interview aus dem VerbändeReport Nr. 7/2014 zu lesen.

Der Auma ist ein speziell deutsches Konstrukt als eigenständiger Auftragnehmer des Bundeswirtschaftsministeriums in Sachen Außenwirtschaftsförderung durch Messebeteiligung.

In anderen Ländern übernimmt der Staat diese Aufgabe selber. Und wie ist
die deutsche Bilanz? Was müssen Verbände beachten, die für ihre Mitglieder zum Thema Messe aktiv werden wollen? Und wie schützt sich der einzelne Aussteller vor Flops? Was passiert mit Verbänden, die die Meinungsbildungshoheit in ihrer Branche verlieren?

Henning von Vieregge traf AUMA-Geschäftsführer Dr. Peter Neven im Verbandshaus in Berlin.

Mit freundlichen Grüßen
Henning v. Vieregge

VerbR Auma Neven

 

Eine Besonderheit im Lehrangebot der Hochschulen in Deutschland in Runde 6: Offene Denk-Werkstatt „Universität und Zivilgesellschaft“

10 Okt
10. Oktober 2014

Beitrag 73/ 2014 vom 10. Oktober 2014

 

Guten Tag,

sie ist  eine Besonderheit im Lehrangebot der deutschen Hochschulen und speziell im Lehrangebot für Ältere: die Werkstatt Universität und Zivilgesellschaft, angeboten vom Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. In einem Basispapier, das von Semester zu Semester fortgeschrieben wird, habe ich dargelegt, um was es in der Werkstatt prinzipiell geht:

Was will die Werkstatt?

Studierende 50 Plus sind überdurchschnittlich gesellschaftlich interessiert und engagiert. Die Werkstatt will diesen helfen, den Wert ihres persönlichen gesellschaftlichen Engagements  und des ihrer Generation einzuordnen und dadurch für sich befriedigender und gesellschaftlich wirksamer zu machen. Sie will darüber hinaus Impulse für eine stärkere Beschäftigung der Universität Mainz zu den Themen Ehrenamt/bürgerschaftliches Engagement/Freiwilligenarbeit setzen. Es geht um Forschung, Lehre und praktische Ermöglichung. Die Werkstatt beschäftigt sich mit Grundsatzfragen der Freiwilligenbewegung, versteht sich aber auch als Brücke in die Praxis. Empfohlen wird als ein Beratungsergebnis, dem Beispiel anderer Hochschulen folgend, der Aufbau eines Service Learning Angebots für Studierende, im Einstieg in Zusammenarbeit mit Lehrenden einzelner Fachbereiche, in angepasster Form auch für die Studierenden 50 Plus.

Start in Runde 6

Am 5. November beginnt die neue Runde. Einige Plätze sind noch frei, deswegen nach der universitätsinternen Ausschreibung hier die weitere, offene Einladung. Ein Ausschnitt aus der Ankündigung:

Arbeit, Bildung, Engagement: Chancen einer Encore Career

Im Sommersemester 2014 hatte das ZWW in Kooperation mit dem Studium Generale eine Ringvorlesung unter dem Titel   „Durch Bildung zum wahren Selbst? Alter, Engagement, Lernen“ angeboten. Wir wollen die Werkstatt nutzen, um die Kernaussagen der Referentinnen und Referenten anhand der Vorträge und Präsentationen herauszuarbeiten und auf ihre Aussagekraft abzuklopfen. Ergänzende Literatur wird vorgestellt. Das Programm wird in der ersten Sitzung zur Diskussion gestellt; Abweichungen sind möglich.

Es geht in jedem Fall um lebenspraktische, wissenschaftliche  und gesellschaftspolitische Orientierung in der aktuellen Diskussion über Altern, Zweitkarriere, Engagement und Bildung.  Wer über den  Übergang ins dritte Lebensalter nachdenken möchte,  findet hier Anregungen, auch durch gemeinsamen Austausch.

Hier die Termine:

Termine  ab November  am 1. und 3. Mittwoch 16.30 bis 18.00 Uhr  

5. November, 19. November,  3. Dezember, 17. Dezember,   7. Januar, 21. Januar,  4. Februar

Ort: Forum 1, Alter Musiksaal, Raum 02 115 zum Auftakt, danach immer in der Neuen Mensa , Seminarraum II

Die Teilnahme an der Ringvorlesung ist keine Voraussetzung zur Teilnahme an der Werkstatt. Teilnehmerinnen und Teilnehmer jeden Alters sind willkommen. Die Veranstaltung ist als Entgegenkommen des ZWW kostenfrei.

Mit herzlichen Grüßen rundum

Henning v. Vieregge

Vier Impulse aus den USA und ein Zitat gegen das Argument, Reisen machten klüger

28 Sep
28. September 2014

72/ 2015 (28. September 2014)

 

Guten Tag,

aus den USA zurück, wesentlich Ohio und Ostküste. Ein Freund, der es wissen sollte, meinte, man könne jeden Eindruck aus den USA mitbringen. Das Land ist eben groß und widersprüchlich. Jede Verallgemeinerung verbietet sich deswegen (fast). Und wer nur kurz im Land ist, ist immer in der Gefahr, schnell zu urteilen in dem Fehlglauben, viel erfahren zu haben.

Deswegen in aller Vorsicht vier Beobachtungen

Erstens: Die Sauberkeit. Helfen der Mix aus drastischen Strafen und bürgerschaftlicher Mitverantwortung? Die höchste Strafandrohung bei Abfallentsorgung auf die Straße lasen wir in der Spitze von Cape Cod vor Provincetown: 10 Tausend Dollar. Ansonsten liegen die Strafandrohungen zwischen 200 und 1000 Dollar. Auf jeden Fall keine Petitesse. Erklärt dieses Sauberkeitstraining durch Strafandrohung auch die durchweg gepflegten Toilettenanlagen, auch die öffentlichen? Zur Straßenreinigung werden auf den Fernstraßen per Schilder Paten gesucht. Auch die Mitverantwortung hilft vielleicht. Bei den Privatuniversitäten ohnehin; diesen Unterschied in Sachen Sauberkeit kann man auch in Deutschland studieren. Studiengebühren schaffen Mitverantwortung.

Zweitens: Fließender Verkehr. Hilft Geschwindigkeitsbegrenzung? Es gibt immer eindeutige Geschwindigkeitsbegrenzungen. Die können auf Fernstraßen hoch auf 65 Meilen/h gehen. Das lässt zügiges Tempo zu, weil die Maximalbegrenzung gleichzeitig zur Normalgeschwindigkeit wird. Auch in den Städten kann man mit 25 Meilen/h zügig fahren. Ich war immer gegen Geschwindigkeitsbegrenzungen und halte die grassierenden 30 km- Einführungen in den Städten (gern auch im Wechsel zu 50 zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten) für blanken Unsinn, mit dem Dezernenten ihren Tatendrang beweisen. Aber nun bin ich für Geschwindigkeitsbegrenzungen a la USA (mit entsprechender Durchsetzungsmacht).

Drittens: Architektur an Universitäten als Beleg für Wertschätzung. In Yale und Harvard hat man erkannt, dass an die besten Hochschulen auch die beste Architektur gehört. Wenn man unter diesem Gesichtspunkt Schulen und Hochschulen in Deutschland anschaut, sieht man Korrekturbedarf. Da wird geflickt und geschustert und gespart. Deutlich an der falschen Stelle.

Viertens: Die Fettsucht. Sie schreitet scheinbar unaufhaltsam in den sogenannten entwickelten Ländern fort; die USA sind uns – noch- über; nach Augenschein und Statistik. Aber sie sind wahrscheinlich nur ein bisschen weiter. Was ist zu tun? In Berkely will man auf Limonaden eine Sondersteuer erheben : one-cent-per-fluid-ounce. Robert Reich, Professor an der dortigen Universität, früherer Arbeitsminister unter Clinton, beschreibt, wie Big Soda, wie er die Getränkeindustrie nennt, dagegen agiert und erinnert daran, dass Bürgermeister Michael Bloomberg mit einer ähnlichen Aktion in New York gescheitert ist. Seit 2009 wurde in über 30 Städten und Staaten versucht, Sondersteuern auf Limonade einzuführen. Jeder Versuch wurde bisher abgeblockt. Wer einmal in der Economy-Klasse neben einem richtig fetten Menschen gesessen hat beim vergeblichen Versuch, den ohnehin karg bemessenen persönlichen Handlungsraum zu verteidigen, der wird der Bekämpfung der Fettsucht durch Sondersteuern aufgeschlossen gegenüber stehen. So passierte es mir auf dem Rückflug; der Betreffende war übrigens deutsch und litt wahrscheinlich noch mehr als ich. Uns muss geholfen werden.

Zu den vier kursorischen Bemerkungen zitiert mein Kalenderblatt passend- unpassend den belgischen Dichter und Maler Henri Michaux, der im September 1928 an seinem Reiseziel Ecuador notierte: “ Jetzt steht meine Überzeugung fest. Diese Reise ist ein Fehler…Man findet die Wahrheit genauso gut, indem man achtundvierzig Stunden irgendeine Tapete anstarrt.“

Ich bin dieser Meinung nicht. Die Irrtumswahrscheinlichkeit ist in beiden Fällen, beim Reisen wie beim Starren, möglicherweise gleich groß.

 

Mit besten Grüßen

Henning v. Vieregge

 

Rainer Schäfer macht wieder Putz in Mainz P.S. Studentenumfrage unter Pensionisten und solchen, die es werden

03 Sep
3. September 2014

Rainer Schäfer Zeichnung

Rainer reinigt munter weiter – volksfreund

Beitrag 71/2014 September 2014

Guten Tag,

wir erinnern uns: vor einem Jahr tauchten rosa Säcke an Straßenrändern in Mainz auf und die Zuständigen von der Stadt reagierten in gewohnten Mustern: Eigentlich passiere da Ungesetzliches! Und dann die Mehrarbeit!

Bürger reagierten in Leserbriefen und dann von Angesicht zu Angesicht mit dem Robin Hood des Abfalls, wie die Presse ihn taufte, dann anders: begeistert, dankbar, unterstützend. Rainer Schäfer, der Mann mit der Zange, der Mann aus Kröv, wurde den Mainzern ein Begriff. Alles nachlesbar in früheren Beiträgen in diesem Blog.rainer_schaefer

Anderswo wird er offiziell empfangen und gewürdigt. In Mainz (bisher) nicht. Als ob so ein Mann des Eigensinns die Müllwerker-Leistung der Stadt schmälert! Das Gegenteil wäre der Fall, wenn man sich, zum Beispiel bei Tagen der Offenen Tür oder bei Festen mit viel Müll -das Oktoberfest böte sich an- etwas einfallen ließe. Anderswo geschieht das längst.

Rainer Schäfer  ist vom 11.09.2014 bis 13.09.2014 e in MZ Bretzenheim, MZ Gonsenheim, und MZ Hechtsheim aktiv.

Anbei eine Zeichnung: „So sieht er sich selbst“ und ein aktueller Zeitungsartikel.

 

Mit besten Grüßen

Henning v. Vieregge

 

P.S. Zwei Heidelberger Studentinnen schreiben eine wissenschaftliche Arbeit zur Frage, wie es einem vor und nach dem altersbedingten Ausstieg aus der Vollbeschäftigung ( andere reden von Ruhestand, Verrentung, Pensionierung) geht. Sie bitten Menschen, die demnächst  an diesen Punkt kommen oder die im Übergang stecken,  um das Ausfüllen eines Fragebogens. Interessante Fragen; ich empfehle die Kooperation, zumal man auch die Ergebnisse bekommen kann.

https://www.soscisurvey.de/MAruhestand/

Umfrage

 

 

 

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