Kölner Sylvesternacht: Was kann Kirche tun?
Blog 112/Januar 2016
Guten Tag,
aus dem aktuellen Anlass der Sylvesternachtsereignisse rund um Dom und Hauptbahnhof in Köln stellt sich die Frage, was die Kirche(n) zur Integration beitragen können.
Nagelprobe wird die Aufgabe der Integration
Auf die Nothilfe, am besten parallel dazu, folgt der Integrationsprozess. Manche tun so, als sei dies mit dem Erlernen der Sprache getan. Das ist bei weitem zu kurz gedacht. Es geht es um die Frage, was uns essenziell also keineswegs aufgebensfähig, und was uns wichtig aber nicht essenziell ist. Und umgekehrt, was diejenigen, die sich in diese Gesellschaft einleben wollen, an Wertvollem mitbringen, aus dem sich Schritt um Schritt ein neues „Wir“ formt. Dies ist kein Prozess, der durch gemeinsames Lesen des Grundgesetzes erfolgreich sein kann.
Kann Kirche hier durch ihre Gemeinden (sinnvoll verstärkt durch alle anderen kirchlichen Organisationen, die bereit sind, nicht von oben zu reden sondern lokal zu agieren) vor Ort eine wichtige Aufgabe ausfüllen, bei der es um die Formulierung und das Vor-Leben von Werten in einer offenen Gesellschaft geht? Kann Kirche diese für die Zukunft der Gesellschaft zentrale Aufgabe mit ihrem bisherigen Haupt – und ehrenamtlichen Personal bewältigen? Oder führt das Annehmen der Aufgabe nicht vielmehr zur Notwendigkeit einer Kooperation mit allen Bürgern, auch und gerade denen , die nicht nur abseits der Kirche stehen, sondern auch Angst vor der Zukunft in dieser neuen deutschen Melange haben, auf die sich niemand vorbereitet hat ? Kirche wird in diesem Prozess ohnehin verändert. Es wäre für sie und die Gesellschaft besser, sie nimmt die Aufgabe an.
Dazu ist eine stärkere Öffnung zur Gesellschaft unvermeidlich. Mit ihrem bisherigen Ehrenamtspersonal wird die Aufgabe nicht zu bewältigen sein.
Mit besten Grüßen
Henning v. Vieregge
P.S. Der vorstehende Text ist ein Ausschnitt aus einem längeren Text zum Thema „Kirche, Ehrenamt und Flüchtlingsfrage“, der im Hessischen Pfarrblatt erscheinen wird.