Wenn schon Bundeswehr, dann richtig

18 Mrz
18. März 2022

270/März 2022
Guten Tag,
anbei zwei weitere Leserbriefe, die mit der Bundeswehr zu tun haben. Zum einen finde ich die Forderung nach Wiedereinführung des Zivildienstes richtig, bin aber im Gegensatz zu dem Verfasser der Auffassung, man solle auch die Möglichkeit, Stichwort „Zivildienst mit und ohne Waffen“, bei der Bundeswehr den Zivildienst wahrzunehmen, nicht ausschließen. Ich glaube sogar, dass eine Kombination die Durchsetzungsfähigkeit dieser Forderung verbessern könnte. Zum zweiten wende ich mich gegen eine Verhohepiepelung des Militärs in Schlichtform mit Haßelementen, hier speziell von Ex Generälen, die in den Medien als Experten gefragt sind. Es ist noch gar nicht lange her, nämlich bei der Verabschiedung von Angela Merkel mittels Großem Zapfenstreich, als die Reporterin des ZDF, die dort eigentümlich hochgehandelte Bettina Schausten, es tatsächlich fertig bekam, eine ganze Sendung lang von drei Persönlichkeiten, die herausgehoben auf einem Podest saßen, nur zwei namentlich zu erwähnen, nämlich Angela Merkel und Annegret Kramp- Karrenbauer. Der dritte war der Generalinspekteur, Eberhard Zorn. Der fand bei der ZDF – Frau nicht statt. Wer so mit Militär umgeht, kann von Soldaten, auch wenn eines Tages mal die Ausrüstung vollständig vorhanden sein sollte, keine Hochleistung erwarten. Nur aber wenn diese vermutlich erbracht werden würde, funktioniert Abschreckung. Dass wir die brauchen, ist inzwischen klar geworden.Die von mir angegriffene Glosse ist ein aktuelles Beispiel dieser Missachtung, gleichzeitig auf Ältere.Wenn so etwas in eier seriösen Lokalzeitung publiziert wird, ist das alles andere als witzig.
Mit herzlichen Grüßen
Henning v. Vieregge

Leserbrief zu Friedrich Roeingh, „Wehrpflicht Nein, Dienstpflicht ja“ vom 3. März 2022
Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Roeingh,
hoffentlich geht der neuerliche Anstoß von Friedrich Roeingh, Bürger im Alter, das man früher wehrfähig nannte, zur Dienstpflicht am Gemeinwohl aufzurufen, in der Politik nicht unter. Vielleicht ist jetzt tatsächlich ein günstiger Zeitpunkt, um diese Forderung in der politischen Agenda vorrangig zu platzieren. Alle Gründe, die der Autor in seinem Beitrag nannte, überzeugen.
Roeingh wendet sich aber gleichzeitig gegen die Forderung eines „Friedensdienstes mit und ohne Waffen“, also einer freien Wahl zwischen zivilem und militärischem Dienstjahr. Er meint, Krieg sei heute eine Sache von Profis. Das ist richtig: Professionelle Bedingungen in der kaputtgesparten Bundeswehr wieder herzustellen, das ist in der Tat eine Notwendigkeit. Aber reicht dies, um eine Bundeswehr im europäischen Verbund zu schaffen, die glaubwürdig abschreckt? Sicher nicht, so lange das in Politik, Bevölkerung und Medien tiefsitzende „grundsätzliche Fremdeln allem Militärischen gegenüber“ (so Reinhard Müller, FAZ) nicht überwunden werden kann. Ein Profi, dem grundsätzlich misstraut wird, bringt die erforderliche Leistung nicht, das ist auch in der Bundeswehr so. Und da finde ich, dass in der Diskussion um die Einführung einer Dienstpflicht die Option, auch den Dienst in der Bundeswehr möglich zu machen, nicht vorzeitig aufgegeben werden sollte. Wer freiwillig sein Dienstjahr in der Bundeswehr verbringt (und da gibt es auch für den Nicht-Profi genug Möglichkeiten, sich nützlich zu machen), könnte die Vertrauen schaffende Brücke zwischen Bundeswehr und Gesellschaft bilden, an der es im Moment allenthalben fehlt. Bedenkenträgern sei gesagt: Die Wehrpflicht und, damals völlig unbedacht, damit gleichzeitig auch der Zivildienst wurden handstreichartig abgeschafft. Da kann eine Revision doch nicht völlig unmöglich sein.

Mit herzlichen Grüßen
Henning v. Vieregge

Leserbrief
Martin Gerstner, „Die Stunde der Generäle“ in AZ vom 12.3.2022
In seiner Glosse „Die Stunde der Generäle“ mokiert sich der Autor darüber, dass Redaktionen als Experten zum Ukraine-Krieg pensionierte Generäle befragen. Er findet es satirewürdig, dass Ex-Generäle einer nicht funktionierenden Bundeswehr unversehens ins Rampenlicht kommen. Wieso eigentlich? Erstens hat das eine mit dem anderen nichts zu tun und zweitens sind es nicht die Generäle, die die Bundeswehr kaputt gespart haben. Aber es kommt noch ärger: Diese Generäle sind „schmallippige Ex Generalstäbler, deren Gesichtsfurchen von zahllosen Nächten im Feld oder in alkoholsatten Kasernen – Casinos zeugen.“ Neben „Fotos längst abgewickelter Panzerdivisionen“ steht „die Tube mit Rheumasalbe.“ Das ist nicht Satire, sondern billige Polemik. Sie richtet sich gegen Soldaten und gegen alte Menschen. Man stelle sich nur vor, der Autor wäre in gleicher Weise über alternde Journalisten hergezogen, der Text wäre nie gedruckt worden. Putins Überfall auf die Ukraine wäre als Blitzkrieg längst abgehakt, ständen nicht große Teile der Bevölkerung hinter den ukrainischen Kämpfern. Ist das der Unterschied, der mindestens so schwer wiegt wie die Ausrüstungslücken der Bundeswehr? Oder handelt es sich bei diesem Text nicht um ein Zeitsignal, sondern nur um einen peinlichen Ausrutscher?
Dr. Henning von Vieregge, Möldersstr.9, 55122 Mainz

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