SPIEGEL-Schnibben bekommt 1100 Reaktionen und ist erstaunt.

26 Apr
26. April 2015

Blog 92/ April 2015

 

Guten Tag,

das Thema Journalisten & Leser ist eines von denen, die mich immer mal wieder beschäftigen, wobei ich fassungslos bin über die geradezu selbstzerstörerische Arroganz mancher Journalisten ihren Lesern gegenüber. (Vergl. Blog 78,80,88  )

Ich dokumentierte den selbstkritischen Beitrag von Cordt Schnibben im SPIEGEL zu diesem Thema. (Blog  88 )

http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelblog/im-neuen-spiegel-die-neue-macht-der-leser-a-1020749.html

Nun schrieb Schnibben an die, die ihm geschrieben haben (wozu ich gehöre). 

Dieser Brief zeigt

– das Thema ist heiß.

– der Journalist zeigt Wirkung.

– die Chefredaktion reagiert.

Mit besten Grüßen

Henning v. Vieregge

Hier der Brief:

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
 
in den letzten Wochen habe ich mich gefühlt wie ein Mensch, der einen kleinen Stein ins Wasser wirft und damit einen Tsunami auslöst. Herzlichen Dank für die mächtige Welle! Bis heute bekomme ich Mails und Briefe, manchmal 3 und 4 Seiten lang, es sind über 1100 geworden.
 
Ich bin überwältigt von der Ernsthaftigkeit und Konstruktivität, mit der Sie der Bitte um grundsätzliche Äußerungen, um Kritik und Vorschläge nachgekommen sind. Eine lang geplante Auslandsreise und eine zähe Grippe haben verhindert, dass Sie schon eher eine ausführliche Antwort bekommen. Inzwischen sind auch die hundert Glücklichen ausgelost, die zum Leser-Dinner eingeladen sind, sie bekommen demnächst eine Benachrichtigung per Mail.
 
In vielen Zuschriften haben Sie zum Ausdruck gebracht, dass ein Essen für viele nicht so wichtig ist wie ein Redaktionsbesuch. Darum habe ich in Gesprächen mit der Chefredaktion erreicht, dass jeder, der möchte, in den nächsten Monaten an einer Gruppen-Diskussion mit der Chefredaktion und der Dokumentation teilnehmen könnte. Das kann immer am Freitag stattfinden, zwischen 15 und 17 Uhr. Wer von Ihnen Interesse daran hat, schickt bitte einfach eine kurze Mail zurück.
 
In vielen Ihrer Zuschriften stecken kluge Gedanken und Vorschläge, deshalb wäre es zu schade, wenn die nun in meinem Schreibtisch verschwinden. Ich habe sie gebündelt und an die Chefredaktion weitergegeben.
 
Darüber hinaus möchten wir die Diskussion unter Ihnen und mit SPIEGEL-Redakteuren anregen und richten auf SPIEGEL ONLINE einen Leserblog ein, in dem Sie in Zukunft über das Heft diskutieren können. Zu Beginn stelle ich – zur Anregung – einige Ihrer Zuschriften in den Blog, jeden Tag einen neuen. 
 
Sie finden den „Leserblog 1168“ auf der Website unter „Blogs“, rechts neben dem täglichen Kommentar von Jakob Augstein, Jan Fleischhauer & Co. Die Beiträge können Sie kommentieren und nach der Anlaufphase auch eigene Texte zur Diskussion stellen. Sie müssen sich einmalig anmelden (siehe Anhang). Der Leserblog wird Montag freigeschaltet.
 
Nach Lektüre der über 1100 Zuschriften ist mir klar geworden, was wir an Ihnen haben. Deshalb werde ich Sie in Zukunft darüber informieren, welche Themen ich recherchiere, um möglicherweise Rat und Hinweise zu bekommen.
 
Jetzt zum Beispiel denke ich gerade darüber nach, ob ich in eines der griechischen Dörfer fahre, in denen die deutsche Wehrmacht wütete. Ich war oft als Tourist in Griechenland, diese Seite unserer Beziehungen habe ich ignoriert. Würde Sie eine Reportage interessieren, die auch die mögliche Berechtigung von Reparationszahlungen thematisiert? Kennen Sie vielleicht solche Dörfer oder Angehörige von deutschen Soldaten, die während des Krieges in Griechenland stationiert waren?
 
Ich hoffe, all das ist in Ihrem Sinne. Wenn Sie einfach nur jede Woche ein gut recherchiertes und gut geschriebenes Heft lesen wollen, sind Sie uns natürlich genauso willkommen.
 
Einen Vorwurf mache ich mir: Ich hätte bereits zum 10. Dienstjubiläum auf die Idee kommen können, den Kontakt zu den Lesern zu intensivieren. Noch einmal herzlichen Dank für Ihre Mitarbeit.
 
Ein schönes Wochenende und bis bald, so oder so!
 
Ihr
Cordt Schnibben

 

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