Heimathasser, Heimatliebhaber und Heimatverlassene, ein Essay und zehn Thesen zur Nachbarschaft
Blog 206, Juni 2019
Guten Tag,
die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „Die Politische Meinung“ steht unter dem Schwerpunkt „Dienst: Menschen schützen. Menschen helfen“.
Mein Beitrag darin lautet: „Spirale des Positiven: Heimat und Vertrauen.“
2019 Henning von Vieregge_Spirale des Positiven
Wo die Spirale anfängt:
Passend dazu möchte ich 10 Thesen zu Nachbarschaft zur Diskussion stellen:
1. Soziale Beziehungen stärken die Resilienz. Sie helfen also, nach Niederschlägen wieder aufzustehen.
2 . Wer keine sozialen Beziehungen hat, ist einsam. Der einsam ist, lebt schlechter und stirbt früher.
3. Nachbarschaft ist so wichtig wie Familie und Freunde, ist aber das schwächste Glied in der Beziehungskette. Nachbarschaft in der Stadt, speziell im Hochhaus, funktioniert selten gut. Es bedarf Menschen wie Frau Soller (beschrieben in ruhige Straße in guter Wohnlage, die Geschichte meiner Nachbarn von Pascale Hugues, einer französischen Journalistin, die nach Berlin zog.) Oder eben eine Plattform wie neben an DE als Kontaktanwärmer (die Geschichte der SWR Journalistin, die im Streit mit ihrem Obernachbarn wegen Blumenwasser, das runterrieselt, liegt und über neben an DE sich traut, in den persönlichen Kontakt zu gehen)
4. Im Netz pöbeln die Angsthasen. In ihren Blasen stärken sich die Angsthasen die Rücken bis hin zur Radikalisierung. Es gibt sogar die Selbstradikalisierung, die aus muslimischen Normalos islamistische Terroristen macht. Mord auf amerikanische Soldaten am Frankfurter Flughafen. Die Blasen sind durchlässig. Das verstärkt ihre Wirkung. Algorithmen feuern immer neue Salven. Schlechtes Benehmen im Netz und schlechtes Benehmen auf der Straße hängen zusammen. Das Unzivile, ja Antizivile in der Gesellschaft wächst.
5. Nebenan.de ist der manierliche Gegenentwurf im Netz. Hier beweist sich, dass nicht moralische Aufrufe, sondern gescheite Regeln helfen. Verhältnis Prävention statt Verhaltensprävention, das ist nicht nur im Netz das richtige Vorgehen. Klarnamen, Adressen Wahrheit und abgegrenzte Wirkungsraum (Quartier), das ist das Erfolgsgeheimnis von neben an DE.
6. Nachbarn sollten mehr feiern. Deswegen hat nebenan.de in diesem Jahr zum zweiten Mal zum Tag der Nachbarn aufgerufen; daraus könnte eine gute Gewohnheit werden.
7. Die Wiederentdeckung des Quartiers ist der Wunsch der Bürger (einflussreich Klaus Dörner, Leben und Sterben, wo ich hingehöre, Dritter Sozialraum und neues Hilfesystem und des Staates, der hofft, auf diesem Weg die Schwierigkeiten des demographischen Wandels mit einem enormen Zuwachs der älteren Generation und einer Bevölkerungs Verschiebung in die dichter besiedelten Räume besser bewältigen zu können. Ein neuer Mix von Haupt und ehrenamtlichen im Quartier, das ist die Idee.
8. Familie bleibt wichtig, wird aber als Hilfesystem schwächer (Globalisierung, Karriere von Frauen)
9. Mit Familie muss jeder, mit Freunden kann jeder. Aber: Geld und körperliche Nähe Schwachpunkte.
10. Zivilität entsteht im Dreierschritt: Gruß, kleine unverbindliche Hilfe, institutionelle Hilfe, am besten auf Gegenseitigkeit.
Mit herzlichen Grüßen
Henning v. Vieregge
Hallo, Frau Nachbarin!