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Brief 94/ Mai 2015
Guten Tag,
am 30.4. 2015 fand die Abschlussveranstaltung der Aktion Gemeinsinn im Haus der Geschichte, Bonn, statt. Die Aktion, 1957 gegründet mit dem Ziel, über das Medium Werbung, insbesondere in Form von pro bono Anzeigen, den Gemeinsinn in Deutschland zu fördern, beendete ihre Arbeit mit der Vorlage eines Fazitbuches mit dem Titel „Gemeinsinn. Vom Mutmachen sich einzumischen“, in dem die über 50 Werbe- und Informationskampagnen nochmals Revue passieren. Bei der Abschlussveranstaltung diskutierten u. a. Rita Süßmuth, Georg Baums, Ivo Bethke, Wolfgang Fürstner, Thomas Krüger und CC. Schweitzer. Cornelie Sonntag-Wolgast moderierte.
Ich war, zusammen mit Christian Wilmsen, Vorsitzender der Aktion Gemeinsinn. Hier mein Fazit aus der fast sechzigjährigen Geschichte der Aktion.
Aus der Rede:
„Ohne Vertrauen in die verantwortliche eigene Entscheidung, in die Fähigkeit und Bereitschaft des Einzelnen, nicht nur an sein Wohlergehen, sondern auch an das der anderen oftmals vom Leben hart Getroffenen und Betroffenen zu denken, lässt sich eine aktive, selbstbewusste und handlungsstarke Gesellschaft ebenso wenig aufbauen wie ein sinnvolles individuelles Leben… (30f)
Ohne das starke ICH gibt es kein starkes WIR, Umgekehrt ist es natürlich genauso: ohne ein starkes WIR kann auch das ICH nicht erstarken. Ausgangspunkt muss der wechselseitige Respekt sein (32)
Meine Damen und Herren, liebe Freunde, Freundinnen, Begleiterinnen und Begleiter der Aktion Gemeinsinn, Sie haben es wahrscheinlich erahnt: ich bin mit einem Zitat meine Rede eingestiegen. Dieses Zitat drückt besten aus, was die Aktion Gemeinsinn bewirken wollte. Starkes wir UND starkes ich– das war der Kompass, der unsere Suche nach Kampagnenthemen über fünf Jahrzehnte auf Kurs hielt.
Ich entnahm diese Sätze dem Buch „Das Gift des Politischen, Gedanken und Erinnerungen“. Sehr verehrte Rita Süssmuth, seien Sie herzlich begrüßt!
…
Ich lese Ihnen aus dem Grußwort der Bundeskanzlerin vor:
„Eine lebendige Kultur des sich Einmischens und Mitmischens ist keineswegs selbstverständlich. Aktive Bürgerschaft ist vielmehr eine Zumutung. Sie verlangt Mut, für sich und für andere Verantwortung zu übernehmen. Sie erfordert Mut, Entscheidungen zu treffen, auch wenn deren Forlgen nicht zweifelsfrei absehbar sind. Sie lebt vom Mut, sich auf andere einzulassen und sich nicht darauf zu verlassen, dass sich andere engagieren.“
Wir haben nun mit dem Eingangszitat, den Voten von Prof Biermann und Bürgermeisterin Klingmüller und dem Zitat der Bundeskanzlerin schon gut Diskussionsstoff entlang dreier Leitfragen. Sie lauten:
Zu allen drei Fragen stehen Antworten in unserem Abschlussbuch. Mir bleiben Akzente.
Zur Wirkung:
Wenn es heute darum geht, die Pforten der Aktion Gemeinsinn zu schließen, müssen wir den Blick zurück nicht scheuen. Das eben erwähnte Buch, das wir Ihnen heute vorlegen, führt diese Verdienste vor Augen. Es war unsere Absicht, unsere Kampagnen, Veranstaltungen und Materialien auf diesem Weg noch für eine Weile wach zu halten. Ohne Ulrich Schmid als verantwortlichen Publisher und Wahid Sarwar als Grafiker wäre uns diese Publikation nicht gelungen.
Hier mein erster Akzent: Meine Damen und Herren, liebe Begleiter der Aktion Gemeinsinn, stellen Sie die einzelne Kampagne ins jeweilige Zeitumfeld und prüfen Sie, inwieweit es den damals Verantwortlichen der Aktion Gemeinsinn gelungen ist, ein Thema zu finden, das weder zu utopisch noch schon abgegrast war und dennoch wichtig. Denn nur so besteht eine reelle Chance auf Einflussnahme. Politik – und Kommunikationswissenschaftler sprechen heute vom Nudging. Sie meinen damit die Möglichkeit von Einflussnehmern, zum richtigen Zeitpunkt auf richtige Weise durch einen kleinen Schubs ein Thema im Kampf um Aufmerksamkeit an die Spitze zu befördern, also dahin, wo Veränderung möglich ist. Genau das haben wir mit den Mitteln der Kommunikation versucht. Wobei wir auf die Qualität der Kampagnen- Gestaltung Einfluss nehmen konnten, auf die Abdruckmenge der Anzeigen kaum oder gar nicht.
Und warum setzen wir dies nicht fort, Leitfrage 2?
Bei einer Abschiedsveranstaltung besteht die Gefahr jeder Trauerfeier: der Verstorbene wird hemmungslos gelobt. Dagegen mögen wir als Personen, die wir involviert waren, keine Einwände haben, aber es tut der Sache nicht gut. Denn es hieße, die Chancen einer Massenkommunikation, Handlungs Veränderungen zu bewirken, völlig zu überschätzen, wenn eindimensionale Kausalität zwischen der Botschaft einer Kampagne und einer Veränderung im politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Raum reklamiert würde. Es ist im Gegenteil das Kernargument unserer Beschlusslage, die Arbeit der Aktion Gemeinsinn einzustellen: die Kommunikationsbedingungen haben sich derart entscheidend verändert, dass mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, Aufwand und Ertrag in eine Schieflage geraten sind. Aus der kommen wir mit unseren überschaubaren Chancen, Ressourcen zu aktivieren, nicht heraus. Wir haben dies nach einem sorgfältigen fast zweijährigen Sondierungsprozess konstatieren müssen. Ich danke allen internen und externen Experten für ihre Mitarbeit. Hier mein zweiter Akzent: Wer an der Richtigkeit unseres Auflösungsbeschlusses zweifelt, dem steht der Weg zur praktischen Konsequenz aus dieser Anzweifelung offen.
Leitfrage 3: Was bleibt als Vermächtnis?
Akzent Nummer Drei: Wir bekennen uns zum Segen des Scheiterns. Wir 68er und wir Babyboomer –hier im Raum nicht gerade unterdurchschnittlich vertreten- haben vom Scheitern wenig mitbekommen. Wir sind Glückskinder der Menschheitsgeschichte und somit Pechvögel beim Scheitern, je nachdem. Aber nicht nur der Einzelne, auch Organisationen können scheitern. Und es kann gefragt werden, was daran gut ist. Die Aktion Gemeinsinn ist mit ihrer Form des Scheiterns –Ankündigung eines mögliches Endes vor zwei Jahren, Schluss- Publikation und dieser Schlussveranstaltung- im Konzert der Nonprofitorganisationen einen ungewöhnlichen, ich meine mutigen und hoffentlich fruchtbringenden Weg begangen. Dieser Weg war auch intern nicht unbestritten, wie könnte es anders sein. Aber ist ein stolzer Abgang nicht besser als stilles Davonschleichen aus dem Feld der Aktivität? Hier waren der Ehrenvorsitzende der Aktion, Prof CC Schweitzer, und ich einer Meinung. Wir setzen ein bewusstes Signal in der Zivilgesellschaft: Notwendigkeit und Bedingungen einer erfolgreichen Kommunikation für Gemeinsinn, starkes ich und starkes wir, können ohne Rücksicht auf uns diskutiert werden. Denn wir haben das Spielfeld verlassen, sichtbar für jeden. Aber nichts als Depris, sondern als unbeirrt pragmatisch-realistische Optimisten.
Akzent Nummer Vier: Ich möchte zum guten Schluss diese Haltung mit einer kleinen Geschichte verdeutlichen, die der Journalist Hajo Schumacher aufschrieb. Schumacher berichtet von einer Podiumsdiskussion, wo er mit anderen sich darin überboten hatte, die Lage in Deutschland möglichst schwarz zu malen. Politik, Bürger, Wirtschaft, Zukunft: Apokalypse now and ever. Da habe ein fünfzehnjährige Mädchen vom Saalmikro aus gesagt: Wir sind doch nicht hier, um uns anzuhören, das alles keinen Sinn hat, dass alles im Eimer ist, dass wir sowieso keine Chancen haben, weil alles den Bach runter geht. Wir wollen etwas lernen, wir wollen was machen und bewegen. Aber das können wir nur, wenn Sie uns wissen lassen, wie das geht.“ Das war vor zehn Jahren. Schumacher hat diese Aufforderung zum praktischen Optimismus zu einem Buch „Mut für Deutschland“ mit wunderbaren Geschichten über bürgerschaftliches Handeln angeregt. Elmar Pieroth hat dieses Buch wiederum zur Gründung der Stiftung Bürgermut inspiriert. Das waren und sind die Mut machenden Kettenreaktionen, auf die es ankommt. Heute können wir sagen: Wer genau hinschaut, sieht: Als wir starteten, gab es eine Aktion Gemeinsinn. Heute gibt es Hunderte, wenn nicht Tausende Aktionen Gemeinsinn, unter welchem Namen auch immer. Und weitere werden folgen.
Das ist unser Vermächtnis. Es drückt sich aus im Titel unseres Fazit Buches: Gemeinsinn. Vom Mutmachen, sich einzumischen.
Mit besten Grüßen
Henning v.Vieregge
P.S. Das Buch ist im Buchhandel erhältlich.
Brief 93/Mai 2015
Guten Tag,
hier erstes Echo auf mein Hörbuch.
Mit besten Grüßen
Henning v. Vieregge
Blog 92/ April 2015
Guten Tag,
das Thema Journalisten & Leser ist eines von denen, die mich immer mal wieder beschäftigen, wobei ich fassungslos bin über die geradezu selbstzerstörerische Arroganz mancher Journalisten ihren Lesern gegenüber. (Vergl. Blog 78,80,88 )
Ich dokumentierte den selbstkritischen Beitrag von Cordt Schnibben im SPIEGEL zu diesem Thema. (Blog 88 )
http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelblog/im-neuen-spiegel-die-neue-macht-der-leser-a-1020749.html
Nun schrieb Schnibben an die, die ihm geschrieben haben (wozu ich gehöre).
Dieser Brief zeigt
– das Thema ist heiß.
– der Journalist zeigt Wirkung.
– die Chefredaktion reagiert.
Mit besten Grüßen
Henning v. Vieregge
Hier der Brief:
Blog 91/April 2015
Guten Tag,
Was passiert, wenn ein junger Banker nach zehn Jahren Berufstätigkeit seiner Branche den Rücken kehrt, weil sein Herz für die Alten schlägt? Horst Krumbach wurde Social Entrepreneur und ist heute Geschäftsführer der von ihm gegründeten „Generationsbrücke“.
Krumbachs Antwort:
Die Generationsbrücke Deutschland ist das erste generationenverbindende Sozialunternehmen Deutschlands und bringt Kinder und Jugendliche regelmäßig und langfristig mit Bewohnern von Altenpflegeeinrichtungen zusammen.
Dies geschieht im Gruppenkontext, aber in einer festen 1:1-Beziehung, sodass persönliche Beziehungen entstehen können. Dies geschieht im Kita- und Schulalltag.
Warum machen wir das? Wir wollen einerseits alten
Menschen in ihrer letzten Lebensphase Glücksmomente vermitteln.
Das kann niemand besser als Kinder, besser als der
bestausgebildete Sozialarbeiter. Andererseits leben wir mit der großen Herausforderung des demografischen Wandels: Kinder
und Jugendliche sollten für die Bedürfnisse, aber auch Einschränkungen alter und pflegebedürftiger Menschen sensibilisiert werden.
Das Thema der demografischen Entwicklung wird in der Gesellschaft viel
zu oft auf die Problematik „Wer zahlt später meine Rente?“ reduziert. Aber die eigentliche Problematik ist doch vielmehr, wie die die Gesellschaft mit sich selbst umgeht und wie die immer weniger werdenden Kinder
und Jugendlichen den immer mehr alten und pflegebedürftigen Menschen begegnen, mit welchem Respekt, mit welcher Toleranz und mit welcher Freude. Zu dieser Thematik leistet die Generationsbrücke
einen kleinen, aber sehr wichtigen Beitrag.
Wir sind ein Beispiel von möglichen Initiativen,
die sich rund um dieses Thema
ranken
Das Interview erschien im VerbändeReport Nr. 3/2015
Lesen Sie das gesamte Interview
Es lohnt sich.
Mit besten Grüßen
Henning v. Vieregge
Blog 90/April 2015
Guten Tag
Einladung für Studierende in Mainz zu einer Informationsveranstaltung:
Service Learning im Tandem – Ein Angebot für Studierende des 3. Lebensalters und Studierende der JGU und der FH Mainz
Mittwoch, 22. April 2016, 16-18 Uhr, Professorenhaus auf dem JGU-Universitätsgelände
Service Learning- was ist das denn? Und dann im Tandem Ältere/Jüngere, wie soll das gehen?
Wir stellen Ihnen das an vielen Hochschulen (u.a. Mannheim, Kassel, Oestrich-Winkel) erprobte Lernkonzept „Service Learning“ vor und bieten vier konkrete Einstiegsmöglichkeiten im Raum Mainz. Sie können aber auch ihrerseits ein Projekt, in dem Sie bereits arbeiten, präsentieren und Mitstreiter/innen suchen und dadurch ins Gesamtprojekt integrieren. Die Teilnahme an der Auftaktveranstaltung ist kostenlos und verpflichtet Sie zu nichts.
Erläuterung Wir wollen Ihnen reizvolle Angebote präsentieren und gleichzeitig ein (kleines) universitäres Begleitprogramm und die Verbindung mit Älteren (Studierende im Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung ZWW) im Projekt anbieten. Sie können aber auch ein Projekt, in dem Sie bereits arbeiten, vorstellen und Mitstreiter/innen suchen.
Erläutert wird das Konzept „Service Learning“.(SL) . Hier verlassen die Studierenden den Campus, um in einem begrenzten Umfang von 20 Std. bis 40 Stunden innerhalb eines Semesters sozial oder gesellschaftlich tätig zu werden. SL hilft, die Erfahrungen im Projekt hinsichtlich ihrer Bewertbarkeit und Übertragbarkeit auf andere Zusammenhänge zu reflektieren. Dabei spielt der Umgang mit Werten und Wertekonflikten und mit den eigenen kognitiven Grenzen eine wesentliche Rolle. Die selbstständige Akquise eines geeigneten Engagements ist Teil des Programms. Wir vermitteln jedoch gerne die Teilnehmer z.B. an einen der folgenden Services:
Lernziele des Seminars sind eine Steigerung der eigenen Selbstwirksamkeit, die Entdeckung von fremden Lebenswelten und ein bewussterer Umgang mit Werten und Wertekonflikten durch das Erfahrungslernen. Wir wollen in diesem Seminar untersuchen, was mit uns passiert, wenn wir uns stärker für ein gesellschaftliches Thema engagieren als bisher. Welche Konflikte treten dabei auf, welche Wandlungen finden statt und wie kann man strategisch damit umgehen?
Es soll der bundesweit in dieser Form erstmalige Versuch unternommen werden, jüngere und ältere Studierende in Teams zusammen zu führen und dabei die Besonderheiten eines solchen generationsübergreifenden Zusammenwirkens herauszuarbeiten.
Der genaue Ablauf wird in der Auftaktveranstaltung diskutiert und mit denen, die sich engagieren wollen, vereinbart. Die Teilnahme an der Startveranstaltung verpflichtet Sie zu nichts. Eine Anmeldung beim ZWW ist nicht notwendig, eine vorherige Kontaktaufnahme würde uns aber helfen.
Erfolgreiche Teilnahme wird mit einem Zertifikat über das gesellschaftliche Engagement des Studierenden bescheinigt.
Dr. Henning von Vieregge, ZWW, henningvonvieregge@gmail.com , T. 0172 7825430
Dr. Marcus Kreikebaum, European Business School EBS Oestrich-Winkel, marcus.kreikebaum@ebs.edu
Blog 89/April 2015
Guten Tag,
Blog 89/April 2015
Neues von Rainer Schäfer fand sich im Trierer Volksfreund unter der Überschrift „Die Sieger im Monat März 2015 (http://www.volksfreund.de/respekt/)
„Rund 700 Volksfreund-Leserinnen und -Leser haben ihre Stimmen abgegeben und entschieden: Rainer Schäfer und die Telefonseelsorge Trier haben die dritte Runde des TV-Ehrenamtspreises Respekt! gewonnen. Herzlichen Glückwunsch!…“
Mit Rainer macht Müll sammeln mehr Spaß
(Osburg) Einen interessanten Helfer hatten die Osburger bei ihrem Dreck-weg-Tag. Rainer Schäfer, auch bekannt als „Abfall-Robin-Hood“, ist mit den vielen Teilnehmern durch den Ort gezogen. Neben dem Aufräumen an sich verfolgt Schäfer mit seinen Einsätzen das Ziel, Menschen eine Freude zu bereiten.
Rund 80 Teilnehmer haben sich in diesem Jahr wieder dem Osburger Straßenmüll angenommen. Prominenter Mithelfer 2015: der Abfall-Robin-Hood Rainer Schäfer (Mitte, mit orangefarbener Jacke und roter Mütze). TV-Foto: Anja Fait
Osburg. Es sind hauptsächlich Kinder und Jugendliche, die sich einmal im Jahr zum Großreinemachen in Osburg zusammenfinden. Acht Kubikmeter Müll, darunter ein Fahrrad und Teile eines alten Motorrads haben die rund 80 Freiwilligen alleine in diesem Jahr innerhalb von ein paar Stunden zusammengetragen.
Erste Aktion mit vielen Kindern
Anders als in den Vorjahren wurden die fleißigen Aufräumer am Freitag von einem echten „Müllsammel-Profi“, dem Kröver „Abfall-Robin-Hood“ Rainer Schäfer (45), unterstützt. Initiatorin Alexandra Barth (40) hatte ihn eingeladen, „um den Tag für alle Beteiligten interessanter zu gestalten“. Und das ist ihr auch gelungen.
Sowohl die Helfer, als auch Rainer Schäfer selbst waren mit Begeisterung dabei. „Ich will, dass wir Schilder im Wald aufstellen, wo draufsteht, dass die Leute ihren Müll mit nach Hause nehmen sollen“, meinte etwa der acht-jährige Benjamin nach der erfolgreichen Aktion. Und Sara (16), die jedes Jahr mit dabei ist, fiel auf, „dass die Kinder durch den Gast heute irgendwie motivierter waren als sonst“.
Für Rainer Schäfer war der Osburger Dreck-weg-Tag die erste Säuberungsaktion mit so vielen Kindern. „Das hat mir Spaß gemacht“, sagte er. Besonders gut fand der 45-Jährige, dass er hier schon den Kleinsten „dieses Bewusstsein für eine saubere Umwelt“ vermitteln konnte.
Zur Belohnung hatte Rainer Schäfer jedem Helfer zwei Edelsteine von seiner aktuellen Unrat-Sammel-Tour rund um Idar-Oberstein mitgebracht.
„Früher hab ich den Dreck weggemacht, weil er mich gestört hat und er einfach da nicht hingehört hat, wo ich ihn gefunden habe. Heute mache ich das hauptsächlich, um den Menschen eine Freude zu bereiten“, sagte er. (Trierer Volksfreund 22.3.2015) http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/trierland/aktuell/Heute-in-der-Zeitung-fuer-Trier-Land-Mit-Rainer-macht-Muell-sammeln-mehr-Spass;art8128,4166436
Zur Erinnerung: Als Schäfer in Mainz zu arbeiten begann, zunächst anonym, berichtete die Lokalzeitung und Leser wie Marie-Luise Pörtner schrieben: „Als ich die Säcke sah, dachte ich, ein Wunder sei geschehen und die Stadt kümmere sich um den überall in der Stadt herumliegenden Müll. Aber nein, alles wie gehabt, es wird herumgemäkelt, Mehrarbeit beklagt und die Aktion als illegal bezeichnet.“ (Rhein-Main-Presse, 13.9.2013) Frau Pörtner bezog sich auf die negative Reaktion der Stadtreinigung. Schäfer kam noch einige Male nach Mainz, jedes Mal viel positive Resonanz der Bürger. Das offizielle Mainz schwieg sich dazu aus, kein positiver Kommentar, kein Empfang wie an anderen Orten. Dann agierte der Stadtklüngel: Die Stadtreinigung lancierte über die Lokalpresse ein Jobangebot an Schäfer, dem standepede ein Kommentar in der Zeitung unter der Überschrift „Kein Happy End“ folgte (17.2.2014). Behauptet wurde, Schäfer habe „ein attraktives Jobangebot des Mainzer Entsorgungsbetriebs“ abgelehnt. Zu diesem Zeitpunkt hatte Schäfer lediglich die Aufforderung erhalten, seine Bewerbungsunterlagen einzureichen. Es hatte kein Gespräch stattgefunden, es gab keine Job-Beschreibung, kein Gehaltsangebot. Aber es reichte zur Diffamierung: „Er lehnt die Chance ab, seiner offensichtlichen Passion in offizieller, vor allem aber bezahlter Mission nachgehen zu können; das macht ihn unglaubwürdig und schürt leider auch die Vorurteile ,.., nämlich zu wählerisch oder nicht arbeitswillig zu sein.“ Dass das Angebot kein ernsthaftes , auf Schäfers besondere Art eingehendes war, zeigt – sicher unabsichtlich- der Schlusssatz des Kommentars: „Will er weiter als Abfall-Robin-Hood gefeiert werden, sollte er einen Weg finden, sich damit auch seinen Lebensunterhalt zu finanzieren.“ Beim Stadtreinigungsamt hatte man also beim Jobangebot daran nicht gedacht. Woran dann? Einen Unliebsamen entweder liebsam zu machen oder als asozial zu entlarven? Dass die Lokalzeitung, die erst durchaus engagiert Schäfers Auftreten verfolgte, bei diesem intriganten Spiel mitmachte, zeigt: Bürgergesellschaft kann sich der Unterstützung durch die Medien nicht sicher sein. Sie muss für eigene Öffentlichkeit sorgen, bis die lokalen Monopolmedien merken, dass sie auf der bisherigen Tour „Im Zweifelsfall mit den Oberen“ keinen Erfolg mehr haben. Der „Trierer Volksfreund“ zeigt den neuen Weg.
Mit herzlichen Grüßen
Henning v. Vieregge
P.S. Nachtrag 12. April: Rainer Schäfer schreibt, er habe nun auf gelbe Säcke mit Aktionsaufkleber umgestellt mit Stempel Aufschrift Abfall Robin Hood. Er meint : „Die gelben Tüten schaffen mehr Vertrauen.“ Was wieder beweist: Schäfer versteht etwas von Markenführung, er ist eine Marke und verhält sich so. Er berichtet weiter, er sei neulich noch wieder in Mainz gewesen, „weil mich ein Bürger um Hilfe bat
wegen der Koblenzerstr. “ Die Tüten seien am nächsten Tag vom Entsorgungsbetrieb abgeholt worden, und man habe ihm, auch die Kollegen vom Entsorgungsbetrieb, zugewunken, manche hätten ihn kennengelernt. Schäfer: „Ich denke, ich schau noch einmal Muttertag in Mainz vorbei.“ Das wäre doch eine Chance für die AZ und den Mainzer Entsorgungsbetrieb (von OB Ebeling und Gründezernentin Eder mal ganz abgesehen) , ein bisschen Wiedergutmachung, Normalisierung und Ehrung zu betreiben.