Slowenien : Endlich eine Nation, ein wunderbares Reiseland

20 Sep
20. September 2016

Blog 128/September 2016
Guten Tag,

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Kaiser Franz-Josef verhinderte, dass der gewählte Bürgermeister sein Amt antrat. Als der, über drei Jahrzehnte später, da war er 90, aufgefordert wurde, in seiner von den Achsenmächten überfallenen Heimatstadt das Bürgermeisteramt wieder auszuüben, hängte sich Ivan Hribar die

Nationalfahne um seine Schultern, hinterließ ein Gedicht, in dem er den Nationaldichter Preseren zitierte, und ertränkte sich in der Savica. Wikipedia: “After the Axis invasion of Yugoslavia in 1941, Hribar committed suicide (at the age of ninety) as a protest against the Italian annexation of Ljubljana. On 18 April, after returning home from a meeting with the Fascist Italian authorities, which had just offered him the mayorship of the city, he jumped into the Ljubljanica River, wrapped in the Yugoslav flag. He left a note with the verses from France Prešeren’s poem The Baptism on the Savica
Manj strašna noč je v črne zemlje krili,
kot so pod svetlim soncem sužnji dnovi.
Less fearful the long night of life’s denial

Than living ‘neath the sun in subjugation! “

Über 600 Jahre Habsburger Herrschaft hatte die Sehnsucht der Slowenen nach einer eigenen Identität, ausgedrückt in Anerkennung ihrer Sprache und Kultur und dem Wunsch nach Autonomie, niemals getilgt.

Heute ist es andersherum: Das Habsburger Erbe wird nicht geleugnet, aber es wird auch nicht vorgezeigt. Der Name Laibach findet sich auf den Straßenschildern Ljubljanas nicht und dass die Oberkrainer Volksmusik aus Slowenien kommt, ist wahrscheinlich auch kein Allgemeinwissen.
Dabei kommt man gut durch`s Land, weil die Slowenen wie alle kleinen Völker – hier sind es ja nur …-, wissen, dass ihre Konkurrenzfähigkeit auch von ihrer Sprachfähigkeit abhängt. Sie freuen sich, wenn der Besucher bitte und danke und Guten Tag auf Slowenisch hinbekommt, das ist es aber dann auch schon. Dass die deutsche Sprache im Schreibgebrauch mitunter weit weg ist, zeigen Übersetzungsbeispiele auf Speisekarten oder anderswo. Das schönste Beispiel fand sich in Bovec im Ljubljana, wo der Gast aufgefordert wurde, die Handtücher zu stehlen.
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Angela und ich waren mit einer Gruppe von ECAM (European Collegues of Advertising and Marketing) im Land, wunderbar betreut von den langjährigen Organisatoren des Golden Drum Wettbewerbs, Jure Apiah und Meta Dobnikar. Nachdem wir an einem langen Wochenende durch das kleine Land getourt waren, bat ich Teilnehmer, den „magischen Moment“ aufzuschreiben. Hier einige Beispiele.
Tapio und Helena aus Finnland schreiben: “By one word our most fascinating impression was the landscape. So much variety and beauty in one country. We had much to do in working out our experiences. Slovenia is a lovely and friendly country. Our tour was well organized. Our guide Petra´s story about her nature saving work was very interesting.
Walter aus der Schweiz notiert: „Ich war begeistert von der Stadt (und musste dabei gleich ein paar Vorurteile über «östliche Städte» begraben…!), ich war sehr angetan von Portoroz, von Bled, «erschlagen» von den Tropfsteinhöhlen in Postojna, total fasziniert von den Schanzenanlagen in Planica und den Kindern, die da wie selbstverständlich runterspringen, aber ganz besonders hat mir Piran gefallen, und da wiederum das Mittagessen bei Pri Mari.“ (Pri Mari ist ein Fischrestaurant in Piran)
Angela aus Deutschland : “My magic moment with ECAM in Słovenia: standing on the very top of the big Ski-Schanze in Planica with Henning and Petra and feeling the bees in my belly. …. and : the sensation of the first bite of cream cake in my mouth.” (this special one in Bled)
Sol aus Norwegen: “My best moment : Bled and the pletna boat to the island was so peaceful and beautiful, the nature with the castle and the island, Titos villa, I think I enjoyed that the most.”
Sinnikka aus Finnland:I think the best was – and is – everything you cannot find on the tourist guidebooks, this time e.g. the stories about hunting, small history stories etc. what our guide Petra told us. Planica was also nice to see.”
Soweit einige Stimmen. Mein magischer Moment kam in den Höhlen von Postojna. “My magic moment was in the caves of Postojna, when I decided no longer taking fotos. I walked behind the group, it was silent and I was (nearly) alone with the beauty of the caves.”

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Später, die ECAM-Gruppe war schon wieder abgereist, wanderten wir eine Woche lang rund um Bled und im Soca-Tal. Das hieß bei den Italienern Isonza-Tal und ist unter diesem Namen in die Geschichte des ersten Weltkriegs eingegangen, weil hier die Italiener nach ihrer überraschenden Kriegserklärung an Österreich-Ungarn in elf verschiedenen Anläufen („Schlachten in jedem Sinne des Wortes) versuchten, über die Berge nach Österreich vorzudringen, um dann in der 12. Schlacht , auch Schlacht bei Caporetto,, deutsch Karfreit (heute Kobarid) ihrerseits von den durch deutsche Truppen verstärkten k.u.k. Armee besiegt zu werden. Das war im Okt./Nov. 1917. Die drangen dann nach Friaul ein und am Ende war, das ist die bittere Pointe der Geschichte, das ganze entsetzliche Agieren, das dem Wanderer heute noch aus den Wäldern entgegenzuschallen scheint, für die Katz. Wenn Kriege als Fortsetzung der Diplomatie ausgedient haben (sollten), dann ist das Kriegsgeschehen in den Bergen und Tälern der Soca ein besonders eindrückliches Beispiel. Die Achsenmächte verloren bekanntlich den Weltkrieg und damit Habsburg die Herrschaft. Es wurde teilweise jugoslawisch, teilweise italienisch, dann deutsch, und dann, nach alliierter Besinnungszeit, kam es 1947 endgültig nach Jugoslawien und ist heute also ein aufstrebendes Tal für Tourismus jedweden Abenteuer-Sports der Republik Slowenien. Die stellenweise reißende Soca macht es möglich.. Heute ist es ein Begeisterungsort.

Die wechselvolle Geschichte Sloweniens liest sich auch am ältesten Lipizzanergestüt der Welt ab.
1580 gegründet vom Habsburger Erzherzog Karl, hing das Überleben des Gestüts Lipica (heute in Slowenien an der Grenze nach Triest gelegen) mehrfach am seidenen Faden. Das war nach Napoleons Schlachterfolgen auch in dieser Region so, als Marschall Marmont das Gestüt bekam und ausbeutete und, was das Schlimmste war, die Abstammungsunterlagen verschwinden ließ. Dann wieder im 1. Weltkrieg, als die Pferde einige Mal in Kriegsgefahr schienen und nach Ungarn verschickt wurden. Im 2. Weltkrieg brachten deutsche Truppen die Lipizzaner auf ein Gestüt in der heutigen Tschechoslowakei, aus dem es 1945 US-Truppen des Generals Patton vor russischem Zugriff retteten, wovon allerdings in erster Linie die österreichischen und italienischen Gestüte profitierten. Erst spät nahm sich der jugoslawische Staat der Aufgabe an und heute Slowenien mit eindeutigem Stolz. Seit 2002 ist das Gestüt Lipica als Zuchtinstitut, welches das ursprüngliche Lipizzanerzuchtbuch führt, international anerkannt. Ein Muss für jeden Strandtouristen an der slowenischen Adria.
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Fazit: Slowenien ist eine Reise mehr als wert, wie Jiri und Jana aus Prag als ihre Erkenntnis nach der gemeinsamen ECAM-Reise vermerkten: “We did find that Slovenia is the best from Italy where Slovans educated in Austria are living. Or simply: our favorit tourist destination. Or more simple: a fascinating country. Aber bitte nicht weitersagen, es soll ein Geheimtipp bleiben. Slowenien als sicheres Land mit freundlichen Menschen zu durchweg fairen Preisen ist eine Perle Europas.
Mit herzlichen Grüßen
Henning v. Vieregge

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