Facharbeitermangel? Lasst doch die Ausländer ran!
296/ Mai 2023
Guten Tag,
ein Leserbrief in einer Lokalzeitung muss nicht unbedingt über Mainz hinaus interessieren. Aber ich wollte ausdrücken, dass der viel beklagte (Fach)arbeitermangel zu Teilen selbstverschuldet ist. Das ist von breiterem Interesse als nur in Mainz und Umgebung.
Es geht um Zuwanderer. Erstens ist der von der Politik versprochene Gleiswechsel, der Asylsuchenden bei Eignung und Ehrgeiz ermöglichen sollte, Zuwanderer zu werden, bisher nicht erfolgt. Menschen, die es dennoch schaffen, als Flüchtling anerkannt zu werden und die in die Beschäftigung drängen, haben es extrem schwer, alle Hürden zu nehmen.
Vorneweg (erste große Hürde) gibt es die hartnäckige Festlegung der Politik, ohne Deutsch gehe gar nichts. Ohne Deutsch geht sehr viel.
Zum einen in einfachen Arbeitsverhältnissen, wo mit wenigen Worten Arbeitsdeutsch eine Beschäftigung aufgenommen werden könnte, zum anderen im qualifizierten Feld in Unternehmen, in denen überwiegend oder ausschließlich Englisch gesprochen wird. Aber nein, die deutsche Politik kann und will sich dies nicht vorstellen, obwohl Fachleute wie Doug Sanders, ein kanadischer Journalist, Autor des Buches „Arrival City“ (2010) in einem Interview auf die Fragwürdigkeit von Pflicht-Deutsch hingewiesen hat: „Wie wir festgestellt haben, ist es im Allgemeinen wenig sinnvoll, Immigranten die Landessprache lernen zu lassen. Sie sind wirtschaftlich bzw. im Beruf ebenso erfolgreich, ob sie die Sprache nun sprechen oder nicht. Es wird eine echte Gefahr, wenn man versucht, Menschen die Aufnahme einer beruflichen Tätigkeit zu verweigern. Es ist zweifellos von Vorteil, wenn man die Sprache beherrscht. Aber zu sagen, bevor sie eine Arbeit bekommen, müssten sie erst die Sprache lernen, ist rückschnittlich.“
Warum überlässt man den Unternehmen nicht die Entscheidung, ob sie jemanden einstellen oder nicht? Sie können die Frage der Eignung am besten beurteilen. Und sie müssen, anders als die staatlichen Bürokraten, für Fehler geradestehen.
Ganz auf der Linie der politisch verordneten Sprachhürde liegen alle anderen Hürden der Qualifikationsüberprüfung, die sich der Staat hat einfallen lassen.
Dazu kommt eine im internationalen Vergleich ungeheuer langsame Bürokratie. Für Ausländer gilt möglicherweise eine besondere Sorgfalt.
Das alles führt dazu, dass beispielsweise bei den ukrainischen Flüchtlingen der Anteil derer, die durch Arbeit mithelfen die Kosten zu senken, halb so groß ist wie in Nachbarländern. Alle Berechnungen zeigen, dass der Aufwand für eingewanderte Ausländer insgesamt bisher größer ist als der Nutzen. Es könnte genau umgekehrt sein. Dann müssten die Kommunen nicht über die Kosten klagen. (obwohl Klagen mittlerweile zum Handwerrk gehört), denn ein größerer Teil der Flüchtlinge wäre in Arbeit. Dafür müsste die Politik allerdings die Weichen stellen und die nachgeordnete Administration sich mit Eifer an die Umsetzung machen. Die Bereitschaft dazu ist in beiden Fällen im Augenblick nicht zu sehen.
Mit besten Grüßen
Henning v. Vieregge