Den Kompass für Wichtiges nicht durch Wunschdenken ersetzen, Frank Meik zur Rolle der Sozialen Medien

02 Dez
2. Dezember 2021

263/November 2021
Guten Tag, als ich in jungen Jahren nach einem dreimonatigem Aufenthalt in Chile einen Text zur Lage dort schrieb und ihn in Erwartung auf ein positives Echo dem Publizisten Boris Goldenberg bei einem Praktikum in der Deutschen Welle vorlegte, meinte dieser in freundlichem Ton, ich möge „doch erst einmal einige dicke Bücher lesen.“ Ein unvergesslicher Ratschlag! Wäre er heute angesichts des Siegeszugs der sozialen Medien noch angebrachter? Mein rotarischer Freund aus der Governorcrew, Frank Meik, hat sich in einem Essay unter dem Titel „Den Kompass für Wichtiges nicht durch Wunschdenken ersetzen“ grundsätzliche Gedanken gemacht, darunter auch zur Rolle der Sozialen Medien, die ich nachfolgend dokumentiere.
Weihnachten ist ein Bücherfest.
Mit herzlichen vorweihnachtlichen Grüßen
Henning v. Vieregge

Wie kommt es, dass wir den Kompass für die Realität zu verlieren scheinen? Vielleicht hat es sehr viel mit den sogenannten Sozialen Medien zu tun. Dort wird die eigene Meinung immer
wieder durch das System bestärkt. Die Social Media spiegeln uns vor, dass wir das, wonach
sich der Mensch sehnt, nämlich Austausch und Information, Kommunikation und Miteinander
dort erhalten. Das ist ein Trugschluss. Es ist ein Unterschied, ob ich im Biergarten oder auf
dem Marktplatz anderen Menschen begegne, sie erlebe und erfahre, mit ihnen spreche und
ihnen zuhöre oder ob ich What’s-App-Nachrichten, Instagram & Co konsumiere. Das haben
auch jetzt alle gespürt, als durch die Pandemie bedingt der soziale Kontakt stark
eingeschränkt wurde. Der zweidimensionale Bildschirm und die virtuelle Vermittlung von
Inhalten sind mit dem direkten sozialen Kontakt nicht vergleichbar
. Wir Menschen brauchen
die direkte Begegnung, den Austausch und das Miteinander. Warum arbeiten wir nicht
intensiver daran, unsere Sozialbeziehungen zu stärken, den Menschen in unserer Heimat
offen und vorurteilsfrei zu begegnen und den öffentlichen Diskurs zu suchen?
Eine weitere Aufgabe ist es, die Wertungsfähigkeit, die ältere Generationen durch die
Auseinandersetzung mit Grundsatzpositionen gewonnen haben, auch jüngeren Menschen zu
vermitteln. Den meisten fällt es heute schon schwer, zwischen Information und Meinung zu
unterscheiden. Da sich fast die Hälfte der Bevölkerung im Wesentlichen digital und über Social
Media informiert, können sich die meisten kein fundiertes und reflektiertes Urteil bilden.

Es ist aber wichtig und notwendig, um auch die verführerischen Parolen von Populisten zu
erkennen, hinter die schönen Behauptungen zu schauen und sie zu hinterfragen und ihnen
nicht zu verfallen. Jeder kann für sich überlegen, was für seine Ziele im Leben wichtig ist, was
für ihn ein menschliches und sinnerfülltes Leben und Zusammenleben ausmacht, was er
möchte und wie er sein Leben gestaltet. So groß ist die individuelle Freiheit, die man in
unserem Land genießt.
Umso wichtiger ist es, die Voraussetzungen dafür auch zu erhalten und für die wichtigen
Eckpfeiler für Wohlstand und Freiheit einzutreten. Wir müssen uns verändern und bewegen
und aus der Bequemlichkeitsecke herauskommen. Es gilt vieles anzupacken, von der
umfassenden Digitalisierung und der Änderung vieler Gewohnheiten bis zu Hochtechnologien,
die wir brauchen, um in unserer schwierigen Situation mit wenigen Rohstoffen im Land auch
künftig bestehen zu können. Wir brauchen Exzellenz. Wir brauchen Menschen, die Dinge
vorantreiben. Wir brauchen Solidarität, damit wir die mitnehmen, denen es nicht so gut geht
oder die Dinge nicht schaffen können. Es ist wichtig, wieder dem Kompass für Wichtiges zu
folgen.
Jeder von uns kann einen Beitrag dazu leisten, dass wir gerne in diesem Land leben
mit möglichst viel Freiheit und Sicherheit.

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