Nr. Tandem-Sehnsucht der Älteren 48/2013 Guten Tag Überraschende Ergebnisse einer Umfrage an der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität
Tandem-Sehnsucht der Älteren
Überraschende Ergebnisse einer Umfrage an der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität
Über 1000 Studierende der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität (JGU) wurden befragt, erfreuliche 399 antworteten. Dabei waren die Fragen teilweise recht anspruchsvoll. Die Umfrage stand unter dem etwas sperrigen Titel „Zivilgesellschaftliches Engagement und Universität.“ Sie handelte also vom Ehrenamt, bürgerschaftlichen Engagement, Freiwilligenarbeit. Es geht um all‘ das, was ohne Bezahlung und aus freien Stücken außerhalb der Familie getan wird. Fast zwei Drittel der Befragten (63,8 %) tun das. Das sind fast doppelt so viele wie im Durchschnitt der Bevölkerung in diesem Alterssegment. Erstaunlich? Nicht so sehr, wenn man erfährt, um wen es sich handelt.
Befragt wurden die 50 Plus Studierenden , die sich für die Angebote des Zentrums für wissenschaftliche Weiterbildung (ZWW) oder als Gasthörer eingeschrieben haben.
Die Antwort bestätigt, was Engagementforscher schon länger wissen: Wer weiter lernt, rührt sich auch sonst im Leben. Lernen spornt an und kommt auch dem Nächsten zugute.
Die Umfrage ergab weiter, dass auch diejenigen, die sich bisher noch nicht engagieren, überwiegend ansprechbar und interessiert sind. Würde das gesamte „Alt-Studierenden“ Potential erschlossen, wären über 90 Prozent pro Woche zwischen zwei und zehn Stunden ehrenamtlich tätig. Was für ein Reichtum! Was für eine Chance für die Gesellschaft! Genannt wurden praktisch alle Lebensbereiche als denkbare Einsatzfelder. Vorn rangieren in der Reihenfolge der Nennungen
- Außerschulische Jugendarbeit und Bildungsarbeit für Erwachsene (20,6%)
- Kirchlicher und religiöser Bereich ( 18,5%)
- Umwelt, Naturschutz, Tierschutz (14,4%)
- Gesundheitsbereich und sozialer Bereich (12,9 %)
- Politik und Interessenvertretung (11,8 %)
Erfreulich und gleichzeitig verpflichtend ist das ausgeprägte Zugehörigkeitsgefühl der Befragten zur JGU. Jeder Vierte (25,8 %) betont dies. Entsprechend können sich auch zwei von drei Engagementwilligen vorstellen, dass dies im Rahmen der Universität geschieht. Hochschulen als Arbeitgeber von Freiwilligen? Dieser Gedanke ist für Hochschulen zumeist noch gewöhnungsbedürftig. Zumal, wenn man noch weiter nachfragt. Das Zentrum für Qualitätssicherung und –entwicklung (ZQ), das die Umfrage durchführte (verantwortlich Andrea Krieger M.A.) hat das getan und gefragt, was denn besonders zum Engagement reizen würde. Die Antwort:
„Wenn altersgemischte Freiwilligenarbeit zusammen mit studierenden angeboten wird“ hat die meisten Nennungen.
Die Initiatoren der Studie, ZWW Leiterin Dr. Beate Hörr und der Berichterstatter, haben reagiert: Wer sich meldet, für den wird ein Engagement-Platz in der Universität gesucht, zunächst zum Reinschnuppern. Das Interesse daran wächst stetig. Wunsch ist nun, die Studierenden zu befragen, ob auch für sie „Lernen durch Engagement“ ein spannendes Thema ist. Und um die Potentiale sichtbar zu machen. Und vor allem: Ob sie Lust zum Tandem- Engagement haben. Aufgaben gibt es genug, innerhalb und außerhalb der Universität.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr/Euer Henning von Vieregge