Brief 43/13 Die Schwächen des Kirchentags

29 Apr
29. April 2013

Verändert Ehrenamt Kirche? Die Schwächen des Kirchentags

Guten Tag!

Der evangelische Kirchentag, der sich in früheren Jahren zurecht viel auf seine Distanz zu den Kirchenleitungen zugute hielt, wird mittlerweile von den gleichen Führungspersönlichkeiten hier wie dort dominiert. Karin Göring-Eckardt bleibt in ihrer Multifunktionärsrolle merkwürdig unkritisiert; was Angela Merkel in der Politik ist, ist sie in der Kirche (und bei den GRÜNEN).

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Der Kirchentag sollte nicht länger von jeglicher Grundsatzkritik an seiner personellen, inhaltlichen und formalen Verkrustung verschont bleiben. Sonst wird er als Innovationstreiber kirchlicher Modernisierungsprozesse von Kirchentag zu Kirchentag matter. Der diesjährige evangelische Kirchentag in Hamburg (1. bis 5. Mai) als das Forum der Laien hat sich ausweislich Programm zu diesem ganzen Themenkomplex arg wenig zugemutet.

Welche Kirchenleute reden nicht gern über gesellschaftlichen Probleme: problematisierend, sensibel, keineswegs konfliktscheu? Gut so. Aber wie ist es denn mit den juckenden Fragen im eigenen Haus? Wird beispielsweise über das Zusammenwirken von Kirche und Zivilgesellschaft, der Rolle der Engagementbürger gesprochen, wenige Jahre vor dem großen Luther-Jahr?

Es ist doch so: Jede Institutionenspitze, also auch die Kirchenleitung, steht vor einer prinzipiell gleichen Entscheidungsfrage: Möchte sie so viel öffnen, dass die Steuerung durch den Apparat („die Hauptamtlichen“) bei größtmöglichen Nutzen durch die Freiwilligen (vulgo gern“ Laien“ geheißen) nicht gefährdet ist oder nimmt sie im Zweifelsfall für erwünschte Veränderungs- und Wachstumschancen Steuerungsverluste hin? Öffnet sie Räume, werden Machtpositionen freigegeben? Dabei geht es wohlgemerkt nicht um Stärkung der Wahlpositionen („Ehrenämter“)in der Institution, davon gibt es in Staat und Kirche genug. Aber wie steht es um die Einfluss- und Handlungsmöglichkeiten von Einzelnen und Gruppen, die sich freiwillig, unbezahlt, oft zeitbegrenzt und projektorientiert, engagieren, in und außerhalb der Kirche?

Die Antwort hängt von der Frage ab, was sich Kirche mit ihren zahlreichen Subsystemen zutraut und ihren Hauptamtlichen abverlangt (und die sich selbst). Es geht bei der Kirche im Kern um die Bereitschaft, die Austrocknung in die Belanglosigkeit nicht hinzunehmen. Wenn es um Zukunft geht, werden innerkirchlich nicht selten missionarische und diakonische Leitbilder in Gegensatz gesetzt. Geht auch beides zusammen?

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Mit herzlichen Grüßen

Henning von Vieregge

P.S. Das Foto von Maria von Welser und mir finden Sie in der aktuellen Chrismon. Dazu eine Doppel-Interview.

© Copyright - Henning von Vieregge