Brief Nr 31/2012: „Wie ich meinen 100.Geburtstag feiere“
„Wie ich meinen 100.Geburtstag feiere“ – Gastbeiträge von Wiesbadener Kindern aus einem Wettbewerb des Wiesbadener Kurier vom April 2012:
Pessimistische Menschen, die Zehn- bis Zwölfjährige fragen, wie die sich ihren 100. Geburtstag vorstellen, müssen ganz schön irritiert sein. Denn die Kinder in diesem Alter sind alles andere als zukunftspessimistisch. Die schöne Gegenwart ist die Zukunft von übermorgen, plus etwas technischen Schnick-Schnack als Support: Am 100. Geburtstag kommen 100 Gäste, darunter reichlich Urenkel, die Wohnung ist groß genug, die Verpflegung reichlich (100 Liter Limo), es ist Frieden und die Freundschaft lebt. Wenn diese (und alle anderen) Kinder aktiv daran mitwirken, dass ihre Träume von der einen heilen Welt in Erfüllung gehen, dann tritt ein, was Tassilo, 5. Klasse, prophezeit: „Ferngesteuerte Hasen werden den Champagner servieren“. Nur der 14 jährige Luca macht sich Sorgen um seine zukünftige Gesundheit. Gewonnen hat übrigens die zweite Emily vor Maxin. Ihr Beitrag ist deswegen vollständig abgedruckt, die anderen in Ausschnitten. Schreibfehler wurden der besseren Lesbarkeit wegen korrigiert. Lesen Sie und freuen Sie sich mit!
Luca, 14
Wenn ich in meinen 100. Geburtstag erlebe, dann denke und hoffe ich, dass ich Kinder und diese dann Kinder haben. Eventuell habe ich ja dann auch noch Enkel und Urenkel, die mich hoffentlich besuchen werden. Über einen Besuch würde ich mich, glaube ich, sehr freuen.
Ich denke aber, dass meine ganzen restlichen Verwandten sich große Sorgen um mich machen werden. Denn 100 Jahre alt zu werden, das packt ja auch nicht jeder. Ich glaube, dass ich Schmerzen an verschiedenen Stellen haben werde. Ich glaube, dass ich große Geschenke nicht mehr bekommen werde. Eher Hilfsmittel für mich, wie z.B. einen Treppenlift oder einen Arzthelfer oder eine Arzthelferin. In diesem Alter fällt man ja auch öfters mal hin oder hat Schmerzen, dass stelle ich mir nicht so schön vor. Aber das alt sein hat auch seine Vorzüge. Man kann nämlich z.B. ausschlafen und muss nicht mehr so viel erledigen, da andere das für einen machen.
Samara, 11
Ich warte in meinem Haus auf meine Familie und Freunde, während mein Helferbot Kuchen backt und alles dekoriert. Kurtz nachdem Susi ( mein Helferbot ) fertig mit allem ist kommen auch schon die ersten Gäste. Susi hat einen langen Tisch aufgestellt wo man die Geschenke hinstellen kann. Wir legen Musik auf die jetzt noch sehr bekannt ist ( z.B. Usher, Taio Cruz, Rihanna, Conor Maynard, Michel Telo, und so weiter ) später aber sehr alt sein wird. Nach und nach kommen immer mehr Gäste, bis ich den letzten und auch 100. Gast empfangen habe. Dann kommt keiner mehr. Alle Kinder spielen und haben Spaß, die Teenager sind genervt von der alten Musik und den lauten Kindern genervt und hören jetzt, wahrscheinlich so laut es geht, auf ihren iphone 25 Gs die neuste Pop-Rock Musik und die Erwachsenen reden über die guten alten Zeiten. Am Nachmittag schneiden wir die 30 Kuchen an die jeweils von Susi gebacken wurden oder von Gästen und es wird „Happy Birthday“ für mich gesungen. Danach packe ich meine Geschenke aus. … Als es dann kurz vor halb drei ist, verabschieden sich meine Gäste und fliegen mit ihren Schuhen nach Hause. Nun ziehe ich mich um und gehe schlafen. Doch als ich im Bett liege, denke ich mir, dass ich noch aufräumen muss und will sofort aufspringen aber dann erinnere ich mich daran, dass ich in der Zukunft bin!
Maxin, 12
An meinem hundertsten Geburtstag wird die Erde wahrscheinlich ganz anders aussehen. Vielleicht kann man dann schon auf dem Mond wohnen oder fliegen ohne Flugzeug. Ich weiß nicht wie die Welt dann aussehen wird, obwohl es Spaß macht es sich vorzustellen.
Deshalb ist es schwer zu sagen was ich mir an meinem hundertsten Geburtstag wünschen werde. Aber einen Wunsch, den habe ich zu jedem Geburtstag. Und zwar nicht allein zu sein. Ein Geburtstag ohne meine Freunde und ohne meine Familie kann ich mir nicht vorstellen. Es wäre eigentlich kein richtiger Geburtstag. Nicht allein sein das ist immer wichtig egal ob jetzt oder in der Zukunft. Ohne seine Freunde kann es gar kein richtiger Geburtstag sein, denn erst unsere Freunde machen unser Leben lebenswert. Sie helfen uns wenn wir hinfallen und lachen mit uns wenn wir fröhlich sind. Ich hoffe sehr dass wir meinen und auch ihren hundertsten Geburtstag zusammen verbringen. Ich kann meinen Geburtstag schließlich schlecht mit gefühllosen Maschinen feiern. Es ist egal wie fortschrittlich diese Maschinen seien werden, sie ersetzen niemals unsere Freunde und Verwandten.
Aber wer weiß, was die Zukunft bringen wird. Ich habe schließlich noch 88 Jahre Zeit um meine Feier zu planen.
Emily (1), 11
An meinem 100. Geburtstag werden mir 100 Freunde, die ich schon 100 Jahre lang kenne, beim Aufbau der 100 Tische und Stühle helfen .Meine Backfirma, die 100 Mitarbeiter besitzt, wird 100 Schokokuchen mit Schokoladenguss backen .Die 100 Tische und Stühle baut meine Schreinerei. Auf jedem Tisch stehen: 100 Äpfel, 100 Orangen, 100 Käsespieße und 100 Bananen. Ich werde 100 Liter Wasser, 100 Liter Limo, 100 Liter Kaffee, 100 Liter Tee und 100 Liter Orangensaft einkaufen. Und zwar in dem Supermarkt der an meinem Geburtstag sein 100. Jubiläum feiert. Das ganze findet in meinem Schloss statt. Sodass auch ein bisschen Stimmung in meinem Schloss ist, werden meine Top 100 besten Songs abgespielt. Ich werde genau 100 Mädchen (Omas)einladen.
Da ich einen Zwillingsbruder habe, wird jede 100 verdoppelt!!! Und es kommen noch 100 Jungs (Opas) dazu.
Henrike,12
Ich stelle mir meinen 100. Geburtstag im engsten Familienkreis und mit meinen besten Freunden und vielen grünen Marsmännchen vor. Am coolsten fände ich es, wenn ich meinen 100. Geburtstag auf dem Mars feiern könnte, denn mein Traum war es schon immer einmal die kleinen grünen Marsmännchen zu sehen.
Ich würde in meinem 99. Lebensjahr, kurz vor meinem 100. Geburtstag, mit dem neuesten, schnellsten und grünen Spaceshuttle dorthin fliegen, um alles vorzubereiten. Meine Gäste würden dann pünktlich zu meinem 100. Geburtstag nachkommen. Mittags an meinem 100. Geburtstag würden wir dann auf grünen fliegenden Stühlen und an grünen fliegenden Tischen sitzen. Zu essen gäbe es dann mein Lieblingsgericht: grüne Schnitzel mit Pommes und Ketchup. Zu trinken gäbe es verschiedenes, zum Beispiel grüne Limo, Wein und noch vieles anderes.
Danach würde ich mit meinen besten Freunden ein bisschen in der Schwerelosigkeit herumfliegen und wir würden uns einige Tricks von den Marsmännchen zeigen lassen.
Mahfuz
Ich würde mein Geburtstag mit Freude und Stolz feiern. Ich würde mich sehr freuen wenn noch meine alten Klassenkameraden kommen. Es soll eine Leinwand geben, wo drauf meine alten Klassenbilder von dem Kindergarten bis zur Uni sind, alles was ich erlebt habe. Es soll kein Krieg mehr geben alles soll ohne Streit sein, nur noch mit Frieden. Ich will noch dass alle meine Verwandten kommen, die noch leben.
Emily (2), 10
Ich werde euch jetzt von meinem 100. Geburtstag erzählen:
„Oooomaaa! Aaaaufwacheeen!“, brüllte Luki, mein Urenkel mir ins Ohr. „Was´n los?“, fragte ich verschlafen. „Du wirst hundert.“, piepste Lilia, meine einjährige Ururenkelin. „Och so“, nuschelte ich, „Deswegen braucht ihr mich doch nich´ so früh zu wecken.“ „Früh?!“, rief Luki entgeistert, „Es ist 10:32 Uhr und genaau…14 Sekunden. „Okay, aber es ein bisschen dauern, bis mein Rücken endlich funktioniert.““Oma.“ sagte Luki vorwurfsvoll. „Was denn?“
„Du brauchst nur den roten Knopf über dir zu drücken und der Sitzolot richtet dich auf. Schon vergessen?“ „Hach, weißt du, mein Junge: zu meiner Zeit gab´s sowas noch gar nich´. Da liefen auch alle noch mit´n Handy rum.““Was ist bitteschön ein Handy?“, fragte Olana, eine weitere Urenkelin von mir die hinzugekommen war. „Ach, ich weiß gar nich´, wie ich´s dir erklären soll, Liebes.“ „Naja, dann halt nicht.“, seufzte Olana enttäuscht. „Weißt du was? Wir gehen mal in den Antiquitätenladen und dann zeig´ich dir mal, wie so´n Handy aussieht.“ „Jetzt komm, Oma!“, drängelte Luki, „Der Kuchomat wirft den Kuchen nach zehn Minuten, zehn Sekunden und drei Milisekunden weg!“ Seufzend und mühsam setzte ich mich auf. Anschließend schlurfte ich ins Wohnzimmer. „Was ist das denn?“, fragte Olana und deutete mit dem Finger auf einen schwarzen Kasten. „das ist ein Fernseher.“, antwortete ich lahm.“Und wie funktioniert sowas?“ „Zu meiner Zeit gab es noch keine Fernsehsticker oder -tatoos. Da spielte sich das Ganze in diesem Kasten ab. Sollen wir später mal ein bisschen gucken, ob was Anständiges läuft?“ „Ja, gerne Oma. Aber jetzt komm, sonst wird die 100-stöckige Torte weggeworfen.“, quietschte Lilia. Erstaunt sah ich sie an und fragte schließlich : „Warum kannst du denn schon so gut sprechen?“ Luki antwortete für Lilia:“Das ist nichts Besonderes, Oma. Lilia geht doch in die erste Klasse.“ Verwundert blickte ich meine Ururenkelin über den Rand meiner Brille hinweg an. Dann meinte ich: „Ich war erst mit sechs Jahren in der Schule. Das war mir schon früh genug.“ “ Die Zeiten ändern sich, Oma. Jetzt gehen die Kinder mit eins in die erste Klasse, mit zwei in die Zweite, mit drei in die dritte und so weiter.“, erklärte Luki. „Dann machst du ja gerade dein Abi, oder?“, fragte ich Olana.
„Nein, Oma. Ich bin vierzehn, schon vergessen? Das Abi habe ich vor zwei Jahren mit einer sechs als Gesamtnote absolviert.“ „Was, mit einer sechs?“, rief ich. „Ja, ich war die Beste!“
„Aber eine sechs ist doch das schlechteste von allem!“ „Nein, Oma.“, widersprach mir Olana, „Wie Luki schon sagte; die Zeiten ändern sich. Auch das Notensystem hat sich verändert.“
„Wirklich?“ Davon hatte ich ja noch nie etwas gehört. „Ja“, antwortete Luki Anstelle von Olana, „Jetzt ist das Notensystem so aufgebaut: sechs ist sehr gut, fünf ist gut, vier ist befriedigend, drei ist ausreichend, zwei ist mangelhaft und eins ist ungenügend.“
Da klingelte es auch schon an der Tür. Ein elektronischer Arm öffnete. Meine Töchter Lilian, Susan und Maja standen dort und überreichten mir je ein Geschenk. Von Lilian bekam ich eine elektrische Haarbürste, von Maja ein Sofa, das man so klein falten konnte, dass es in die Hosentasche passte und Susan schenkte mir ein Handy. „Habich aus dem Antiquitätenladen.“, sagte Susan. „Danke.“ Ich lächelte sie an. „Ach übrigens.“, schrie ich durch mein Apartment, „Gleich läuft ein schöner Tierfilm. Wollt ihr den gucken?“ „Ja, gerne!“, riefen Luki, Lilia und Olana wie aus der Pistole geschossen. Schnell drückte ich den Sofaknopf, und eine riesige, gemütliche Couch breitete sich vor mir aus. “Setzt euch hin. Soll ich euch was holen?“, erkundigte ich mich. “Ja, bitte“, quiekte Lilia, “Erdbeerschnüre zum Essen.“
Ich nahm die Box mit Gummischnüren und fischte die roten heraus. Dann brachte ich sie zu meinen Urenkeln und Ururenkeln. Eine Weile lang herrschte Stille bei den dreien. Dann quietschte Lilia:“OOOOma! Das sind keine Erdbeerschnüre! Das sind Scoobidoo-Bänder aus giftigem Plastik!“ So ungefähr lief das damals ab.
Tassilo
Meinen 100. Geburtstag will ich auf dem Mond feiern. Alle sollen einen Hightech Rollstuhl haben, mit dem sie auf den Mond fliegen können. Ferngesteuerte Hasen werden den Champagner servieren.
Ich habe noch eine Überraschung für meine Gäste. Sie bekommen einen Verjüngungshelm aufgesetzt, damit sie sich jünger fühlen und auf dem Mond rumhüpfen können. Ein Hunderoboter sammelt den Müll ein und kehrt den Boden. Dieser Müll wird per Flugpost in den Weltraum transportiert, dort fliegt der Müll auf eine Station. Von dort aus wird ein Signal an die Hunderoboter gegeben. Die Hunderoboter fliegen so schnell wie sie können auf die Station, nehmen den Müll auf, wandeln ihn in Essen oder Getränke um und bringen ihn auf den Mond zu den ferngesteuerten Hasen. Die Hasen verteilen es dann an die Gäste. Als ein Erinnerungsgeschenk an mich werden die Gäste einen Hasen mit einem Cocktail in ihrem Wohnzimmer auffinden. Mein Geburtstag wird der beste Geburtstag in hundert Jahren von meinem Leben sein.