Brief Nr. 1/2009: Ist Ihre Institution innovativ?

30 Okt
30. Oktober 2009

Die Frage, ob die Institution, für die ich arbeite und verantwortlich bin, innovativ ist, ist doch wohl wichtig. Ist sie nämlich nicht innovativ, werden Kunden oder Mitglieder überlegen, wie lange sie noch bei der Stange bleiben wollen. Wahrscheinlich tun sie es schon.

Wer sich um die Antwort drücken will, wird eine lange Debatte um die Definition von Innovation los treten. Oder er (immer auch: sie) wird fragen, ob das Neue immer das Bessere ist. Und das hohe Lied auf die Kontinuität anstimmen. Geschenkt.

Kurt A. Körber, einer der erfolgreichsten unternehmerischen Anstifter der Nachkriegszeit, sagte dazu. „ Das Neue ist nicht immer das Gute. Viel öfter ist es ein Risiko; Gefahren wachsen auf uns zu. Ich gebe ja zu, daß wir manchen Grund zur Besorgnis haben. Aber meine Neugierde ist größer als meine Befürchtung.“ Er handelte nach dem Motto „Was nicht zur Tat wird, hat keinen Wert“ .

Vorschlag 1 also zur Beantwortung der Frage: Schreiben Sie auf, was in Ihrer Institution in den letzten Jahren an Neuem entstanden ist. Schreiben Sie alles auf, die großen und die kleinen Dinge. Ich habe das für den Verband , den ich führte, gemacht, und war erstaunt, wie aussagefähig das Ergebnis innovative und weniger innovative Abschnitte widerspiegelte. (Vergl. Mitglieder dafür interessieren, was der Verband tatsächlich leistet, 2008/2009). Ein erwünschter Effekt war, dass die Listung zusätzliche Chancen zur Berichterstattung an Mitglieder gab. Und zwar gegen das gängige Vorurteil, Verbände seien per se innovationsresistent.

Ab wann hatte Ihre Organisation eigentlich Internetzugang? Wer damals früh dabei war, ist vermutlich auch heute noch nicht am Ende der innovativ aufgestellten Organisationen. Für Volkshochschulen fand ich eine Tabelle.7,8 Prozent waren vor 1996 dabei, das sind die Pioniere. Etwas mehr als ein Drittel hatte es bis 1997 geschafft, erstmals knapp über 50 Prozent waren es 1998 . Alle, die später kamen, muß man , zumindestens in dieser Frage, als innovationszögerlich bis –resistent einschätzen. Die Tabelle fand ich bei Sylvia Kade, Alternde Institutionen – Wissenstransfer im Generationswechsel, 2004, S.71) An diese Meßlatte Ihre Organisation zu halten, das ist Vorschlag Nummer 2.

Natürlich kann man sich auch selbst befragen: Wie innovativ bin ich eigentlich?
Der erwähnte Industrielle Körber übrigens würde die Frage nach der persönlichen Innovationsaufgeschlossenheit gleichsetzen mit der Frage: Lasse ich mich weiterhin vor allem von meiner Neugierde treiben? Bin ich unterwegs? Schaue ich nach vorn? Wer über diesen durchaus nicht einfachen aber faszinierenden Charakter mehr lesen will, sei verwiesen auf Hermann Schreiber, Kapitalist mit Gemeinsinn, Ein Essay über Kurt A. Körber, Edition Körberstiftung, Hamburg 2009

Mit besten Grüßen
Ihr
Henning von Vieregge

P.S. Wenn Sie Lust auf eine Replik haben: Sie sind dazu eingeladen.

Schlagworte:, , , ,
© Copyright - Henning von Vieregge