Der Historiker Wolfgang Benz kritisert die Kriegsgeneration- zu Recht, frage ich

27 Mai
27. Mai 2025

331/Mai 2025
Guten Tag
Der Historiker Wolfgang Benz, Jg.41, sagte neulich in einem Interview, seine Generation sei „von unseren Eltern vollkommen im Stich gelassen worden. Die sprachen nicht mit uns über den Nationalsozialismus.“ In der Tat nennt man die Generation, die vor den Achtundsechzigern und Babyboomer lebte, die „schweigende Generation“ (the silent generation). In dieser Generation waren die meisten Täter und Opfer zugleich: entheimatet, besitzlos geworden, vielfach körperlich und seelisch kriegsbeschädigt, viele Frauen vergewaltigt. Ich habe die Nachfolgegeneration in meinem Buch im Kontrast „Die Glücksverwöhnten“ genannt und habe mich darin am Beispiel des Kriegstagebuches meines Vaters gefragt, warum ich mir als Jugendlicher keine Gedanken über das Leiden der Generation der Eltern und Großeltern gemacht und warum ich nicht in ruhiger Neugierde sie zu ihren Erlebnissen gefragt habe, sondern nur in der Vorwurfshaltung „Ihr wusstet doch etwas.“ Deswegen meine ich, meine Generation und die Nachfolgenden (44-64) haben wenig Grund, ihren Eltern und Großeltern ihr Schweigen vorzuwerfen. Wir haben daran mitgewirkt.

Mit herzlichen Grüßen
Henning v. Vieregge

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