Stefanie Viereck, Die falsche Spur Pendragon Bielefeld 2013 „Tollkühn, versponnen und vogelfrei“. Totensuche als Lebenssuche  

25 Apr
25. April 2014

Deckblatt Roman StefanieStefanie Viereck PortraitStefanie Viereck, Lesung im SchwimmbadBrief 63/April 2014

Guten Tag,

„Während der Recherche für einen Artikel kommt der Journalistin Lena Vogel ihr eigenes Leben in die Quere“. Das ist ein Satz, der auf das Genre verweist. Stefanie Viereck hat einen Kriminalroman geschrieben, jedenfalls dann, wenn man dem Klappentext folgt. Denn schließlich sind Krimis en vogue, in Buch – oder in Filmform. Das Titelbild zeigt in Schwarz-Weiß einen Weg, an deren Horizont dürre Bäume stehen. Hauptorte sind die Gaststätte Leuchtkäfer, eine Pension unmittelbar am Nord Ostsee Kanal, und das Haus eines Unternehmers, der pleite geht,  in Hamburg: „ Das weitläufige Haus am Elbhang im Westen von Hamburg, in dem ich aufgewachsen war, stammte aus den dreißig Jahren“. Da saßen Hausmädchen rauchend um den blauen Resopaltisch. Ein überdachtes Schwimmbad, das nie fertig wird, spielt eine Rolle. Ein Herr Schmidt, Klempner, wusste bei Rohrbrüchen, wie sie in der Villa üblich waren, was zu tun ist. „Er irrte sich nie. Dieser Umstand zählte zu den wenigen Gewissheiten meiner Kindheit und gab mir noch jetzt einen Moment lang das Gefühl, dass die Welt überschaubar sei und alle Dinge darin ihren festen Platz hatten.“ Das sind Sätze, die eine spannende Geschichte um einen verratenen Spielkameraden besonders machen, die Geschichte einer jungen Frau, die sich auch im Alter nicht ändern wird in ihrer Lebensunsicherheit und ihrer Sehnsucht nach jemandem, der anders ist. Damals Oliver, heute Lars, der Fotograf, „tollkühn, versponnen und vogelfrei“. Lena Vogel, die Ich-Erzählerin, ist anders („als wäre ich noch am Anfang, hätte das eigentliche Leben noch vor mir“), sucht ausdauernd und sich nicht schonend die Wahrheit und die Präzision.“ Zum ersten Mal, seit ich da war, flackerte etwas in ihrem Blick, eine Art Entsetzen. Das Wort war unzureichend, aber ich wusste kein anderes.“ Das ist es, was diese Geschichte, Krimi hin oder her, so besonders macht und die Lena Vogel so sympathisch.

Mit besten Grüßen

Henning v. ViereggeDeckblatt Roman Stefanie

© Copyright - Henning von Vieregge