Meine nächsten Termine
- 03.03.2026: RC Frankfurt Alte Oper Vortrag
- 10.06.2026: Auferstehungsgemeinde Mainz „Die Glücksverwöhnten“ Lesung
335 August 2025
Guten Tag, ich möchte heute eine kleine Serie eröffnen. Thema „Leserbriefe und ihr Schicksal“. Ich werde an dieser Stelle Leserbriefe veröffentlichen, die ich zuletzt geschrieben habe und die in der Mainzer Lokalzeitung AZ keinen Platz fanden. Man kann nicht erwarten, dass jeder Leserbrief veröffentlicht wird, aber manchmal ist die Nicht-Veröffentlichung fast vorhersehbar. Aber wichtiger als dieses ist mir das Thema Leserbriefe als vertane Chance von Lokalzeitungen am Beispiel der Allgemeinen Zeitung, die nicht nur in Mainz, sondern mit jeweils anderen Titeln weitgehend gleich in Ausgaben von Darmstadt bis weit in die Region erscheint.
Aber zunächst das Positive. Ich beginne mit der ZEIT. Der Leserbrief wird mit einem freundlich formulierten Formschreiben quittiert, in dem drin steht, dass die Zeitung viele Leserbriefe bekommt und nicht alle abdrucken kann. Der Beitrag werde aber an den Verfasser des Artikels, auf den Bezug genommen ist, weitergeschickt. So auch im Beispielsfall. Hier war der Verfasser ein Externer, der sich prompt bedankte. Wird der Leserbrief tatsächlich zu Teilen gedruckt, gibt es eine erneute Information. „Ihr Leserbrief ist, leider gekürzt, abgedruckt in der aktuellen Ausgabe.“ Leserbriefe, die nicht berücksichtigt werden, können online erscheinen.
Anbei die betreffende Leserbrief-Seite aus der aktuellen ZEIT und die Langfassung des Leserbriefes.
Mit besten Grüßen
Henning von Vieregge
Leserbriefe_32 ZEIT
Hier das Original
Der Vorschlag von Prof. Martin Schröder, Beamte bis 70 arbeiten zu lassen, ist geeignet, die bisher sorgsam vermiedene Gerechtigkeitsdiskussion zur Alterssicherung von Beamten und dem Rest der Gesellschaft mit einem konstruktiven Vorschlag in Gang zu bringen. Würden Beamten die erste Gruppe sein, die bis 70 arbeitet, trüge das zur Beruhigung aller anderen bei. Es ist falsch, Beamte, zum Beispiel Lehrer, die in ihrem Beruf ausgepowert sind, vorzeitig in Ruhestand gehen zu lassen. Notwendig ist auch hier, die versäulte Praxis aufzubrechen: Wer an der einen Stelle nicht mehr arbeiten kann, kann es an einer anderen tun. Beamte werden mit ihren Organisationen ein gewaltiges Getöse starten, wenn ein solcher Vorschlag „in (fast) jedem Fall mit 70 in die Pension“ ernsthaft auf die politische Agenda kommt. Wenn sie schlau wären, würden sie aber zustimmen und damit ihre 71,75 % Ruhestandsgehalt noch eine Weile sichern. Und sie können sich damit trösten, dass Beamte länger leben als alle anderen Werktätigen.
Dr. Henning von Vieregge, Mainz
334/ Juli
guten Tag, ich habe eine erfreuliche und eine weniger erfreuliche Information. Die erfreuliche Information ist, dass nicht nur Dussmann weiterhin intensiv im Netz mein Buch „Die Glücksverwöhnten“ bewirbt, sondern dass über eine Lesung von mir in der Begegnungsstätte „Hirsch“ in Tübingen ein, wie ich finde, sehr anschaulicher und positiver Bericht erschienen ist. Ich füge ihn hier bei.

Die weniger erfreuliche Nachricht: Mein Buch „Beneidenswert!“ bedarf einer Überarbeitung. Ich habe mich fälschlicherweise auf meinen Spürsinn, was Rechtschreibfehler betrifft, verlassen. Das kann, so musste ich lernen, nicht funktionieren. Wer Texte schreibt, liest sie im Zusammenhang. Ich habe liebe Freunde und Freundinnen, die sich erwünschter Maßen nun als stramme Kritiker erweisen. Also bitte: warten Sie noch etwas mit dem Kauf. Beide Bücher sind als Geschenke zu jeder Jahreszeit eine gute Idee, aber insbesondere natürlich passen sie auf den Gabentisch.
Mit sommerlichen Grüßen
Henning von Vieregge
338/ Juli
Guten Tag,
Es ist wichtig, dass einen die Lebensbejahung nicht verlässt. Dazu ein Ratschlag von unseren Enkeln in Atlanta: . Tauschen Sie sich mit ihren Liebsten jeden Tag über »high, low, buffalo« aus. Jeder sagt, was am Tag gut (high) und nicht so gut (low) war und was sonst noch unerwartet oder besonders war (buffalo).
Ich will Ihnen unsere Erfahrung schildern: Was war heute »low«? Wie oft sitzen wir in der Familie zusammen und uns fällt ganz schnell ein, was gut war am Tag und was bemerkenswert (vermutlich »buffalo« genannt, weil das Wort im Amerikanischen für »überraschend« bzw. »verblüffend« steht) und dann grübeln wir über das »Low« nach. Oft will es uns nicht einfallen. Vielleicht ist das Leben ja doch nicht so negativ besetzt, wie es uns manchmal vorkommt. Das ist eine gute Botschaft.
Es geht nicht um den Spruch, dass früher alles besser war. Aber wer auf die Generationen schaut, die im ersten und/oder im zweiten Weltkrieg gelebt haben, und wer die heutige politisch-gesellschaftliche Situation analysiert, wird zustimmen: Die heute 60-80-Jährigen (plusminus) haben eine gute Phase der Geschichte, jedenfalls in Westdeutschland, erwischt, vielleicht sogar eine einmalig gute.
High,low, Buffalo: 2:1 für das Positive im Leben.
Mit besten Grüßen
Henning v. Vieregge
P.S. aus: Beneidenswert!


Wiesbaden 2025, Taschenbuch 12,99 €, am besten über epubli bestellen.
332/Juni 2025
Guten Tag,
Es scheint ziemlich abwegig zu sein, die Lage älterer und alter Menschen „beneidenswert“ zu finden. Ich bin darauf gekommen, weil ich wie schon bei früheren Büchern wiederum Generationsgenossen befragt habe. Und deren Antworten ausgewertet bilden das Filetstück des Textes. Der Text ist wiederum ein Mix aus Wissenschaft und Feuilleton.
Bei näherer Betrachtung ist die Zuschreibung „beneidenswert“ aus drei Gründen gerechtfertigt. Zum einen in der historischen Sicht. Früher gab es die Lebensstufe „älter“ nicht; man war alt und bereitete sich auf sein Ende vor. Zweitens der Blick über die Grenze des Kontinents: Nur die wirklich Reichen haben es so wie bei uns der Durchschnitt. Und drittens die Erkenntnis, dass der Alterungsprozess sich nicht in jüngere und ältere Menschen aufteilen lässt, sondern sehr viel komplizierter und individueller verläuft. Nur ganz am Schluss kommen gewissermaßen alle zusammen.
Allerdings verschweige ich in dem Buch nicht, dass es gewichtige Ausnahmen gibt, Menschen die keineswegs in einer beneidenswerten Situation sind, auch wenn man alle genannten Maßstäbe heranzieht.
Auch sind wir von einer „sorgenden Gemeinschaft“, die durch einen neuartigen Mix von professioneller und bürgerschaftlicher Hilfe gesichert ist, noch weit entfernt. Aber wir sind auf dem Weg.
Von all dem handelt das Buch. Beim Thema „großer und kleiner Generationenvertrag“ beschreibe ich liebevoll einen Grandparents Day an einer amerikanischen Privatschule und ordne diese Erfahrung ein mit Informationen über die wichtige Großelternrolle. Und was ist mit Haustieren? Auch dazu gibt es einen Text, einen persönlichen und einen grundsätzlichen. So ist das Buch aufgebaut, eine Mischung aus beidem.
Das Ziel ist, Anregungen zum eigenen Leben zu geben. Jeder von uns hat genug Anlass, immer wieder neu sich die Frage vorzulegen „Wie will ich leben“. Wenn es stimmt, dass diese Generation der Babyboomer, die Achtundsechziger eingeschlossen (Jahrgänge 44-64+ minus), in besonderer Weise eine privilegierte ist, dann muss sie dies freilich auch akzeptieren. Viele Generationsgenossen tun dies und geben Zeit und Geld in gesellschaftliche Projekte. Späte Freiheit als erfüllte Zeit, auch im hohen Alter, das ist die Leitidee dieses Buches.
331/Mai 2025
Guten Tag
Der Historiker Wolfgang Benz, Jg.41, sagte neulich in einem Interview, seine Generation sei „von unseren Eltern vollkommen im Stich gelassen worden. Die sprachen nicht mit uns über den Nationalsozialismus.“ In der Tat nennt man die Generation, die vor den Achtundsechzigern und Babyboomer lebte, die „schweigende Generation“ (the silent generation). In dieser Generation waren die meisten Täter und Opfer zugleich: entheimatet, besitzlos geworden, vielfach körperlich und seelisch kriegsbeschädigt, viele Frauen vergewaltigt. Ich habe die Nachfolgegeneration in meinem Buch im Kontrast „Die Glücksverwöhnten“ genannt und habe mich darin am Beispiel des Kriegstagebuches meines Vaters gefragt, warum ich mir als Jugendlicher keine Gedanken über das Leiden der Generation der Eltern und Großeltern gemacht und warum ich nicht in ruhiger Neugierde sie zu ihren Erlebnissen gefragt habe, sondern nur in der Vorwurfshaltung „Ihr wusstet doch etwas.“ Deswegen meine ich, meine Generation und die Nachfolgenden (44-64) haben wenig Grund, ihren Eltern und Großeltern ihr Schweigen vorzuwerfen. Wir haben daran mitgewirkt.
Mit herzlichen Grüßen
Henning v. Vieregge
330/ Mai 2025
Guten Tag
Noch ist unklar, bei welchem Verlag das Buch BENEIDENSWERT erscheint. Das Einfachste wäre wieder Book on Demand; mit epubli habe ich gute Erfahrungen gemacht. Andererseits glaube ich, dass dieses Buch viele Leserinnen und Leser finden könnte. Aber sie müssen darüber gehört oder gelesen haben. Da ist ein „echter“ Verlag die bessere Lösung.
Zum Inhalt kann ich schon Einiges bekannt geben. Vielleicht reizt es ja dann den einen oder anderen, geradezu mit Sehnsucht auf das Erscheinen zu warten.
Mit besten Grüßen
Henning von Vieregge
P.S. Mein aktuelles Buch „Die Glücksverwöhnten“ kann jetzt auch als Taschenbuch gekauft werden. In allen Buchläden und bei Amazon.
ZUM INHALT
Wie will und wie kann ich leben? Dazu liefert das Buch für zwei Generationen Entscheidungshilfen: für die Achtundsechziger und für die Babyboomer, also für die Geburtsjahrgänge 1944 bis 1964 plusminus. Das Buch stützt sich auf zwei Hauptquellen: Leitfaden – Interviews mit 22 Achtundsechzigern, die damals (2012) im altersbedingten Ausscheiden aus der Vollbeschäftigung waren, und 23 Fragebogen Interviews zwölf Jahre s später mit der gleichen Generation. Beide Abfragen wurden mit Ergebnissen anderer Autoren überprüft; sie sind nicht repräsentativ, aber valide. Damit gibt es empirisch fundierte Antworten auf drei Lebensphasen: die Übergangsphase, das junge Alter und das hohe Alter. Literaturverweise und Geschichten runden die Texte ab. Leitfrage ist, wie man die historisch betrachtet geschenkten Jahre ausfüllt und wie man es dann schafft, dass die hohe Zeit des Alters weiterhin überwiegend positiv ist. Das Buch ist in der Überzeugung geschrieben, dass es keinen Königsweg gibt, sondern unterschiedliche Möglichkeiten, Alter zu gestalten. Dass aber der Verzicht auf Gestaltung ein Fehler wäre. Vorgestellt und diskutiert wird, was der Einzelne tun kann. Dabei wird nicht unterschlagen, dass der Freiraum, der zur Gestaltung zur Verfügung steht, individuell unterschiedlich Ist, aber auch gesellschaftlich geformt ist. Hier haben die Achtundsechziger und Babyboomer, international zusammengefasst als Babyboomer, eine Avantgardefunktion, mindestens was die geschenkten Jahre betrifft.
Der Übergang aus der Vollbeschäftigung in die Zeit danach wird in fünf Phasen durchdekliniert und dann geht es am Beispiel eines Zitats von Klaus Dörner um die Rollenfindung im Alter. Den Mittelteil bilden die Umfrageergebnisse. Im Schlusskapitel „Freiraum und Zuversicht“ wird eine Zusammenfassung mit weiterführenden Betrachtungen („gesellschaftspolitische Vermessung des Freiraums“) vorgenommen. Die Kapitel sind jeweils mit Zitaten versehen und den Text binden und erweitern 20 eingeblendete Thesen.