Leserbriefe und ihr Schicksal- ein erfreuliches Beispiel
335 August 2025
Guten Tag, ich möchte heute eine kleine Serie eröffnen. Thema „Leserbriefe und ihr Schicksal“. Ich werde an dieser Stelle Leserbriefe veröffentlichen, die ich zuletzt geschrieben habe und die in der Mainzer Lokalzeitung AZ keinen Platz fanden. Man kann nicht erwarten, dass jeder Leserbrief veröffentlicht wird, aber manchmal ist die Nicht-Veröffentlichung fast vorhersehbar. Aber wichtiger als dieses ist mir das Thema Leserbriefe als vertane Chance von Lokalzeitungen am Beispiel der Allgemeinen Zeitung, die nicht nur in Mainz, sondern mit jeweils anderen Titeln weitgehend gleich in Ausgaben von Darmstadt bis weit in die Region erscheint.
Aber zunächst das Positive. Ich beginne mit der ZEIT. Der Leserbrief wird mit einem freundlich formulierten Formschreiben quittiert, in dem drin steht, dass die Zeitung viele Leserbriefe bekommt und nicht alle abdrucken kann. Der Beitrag werde aber an den Verfasser des Artikels, auf den Bezug genommen ist, weitergeschickt. So auch im Beispielsfall. Hier war der Verfasser ein Externer, der sich prompt bedankte. Wird der Leserbrief tatsächlich zu Teilen gedruckt, gibt es eine erneute Information. „Ihr Leserbrief ist, leider gekürzt, abgedruckt in der aktuellen Ausgabe.“ Leserbriefe, die nicht berücksichtigt werden, können online erscheinen.
Anbei die betreffende Leserbrief-Seite aus der aktuellen ZEIT und die Langfassung des Leserbriefes.
Mit besten Grüßen
Henning von Vieregge
Leserbriefe_32 ZEIT
Hier das Original
Der Vorschlag von Prof. Martin Schröder, Beamte bis 70 arbeiten zu lassen, ist geeignet, die bisher sorgsam vermiedene Gerechtigkeitsdiskussion zur Alterssicherung von Beamten und dem Rest der Gesellschaft mit einem konstruktiven Vorschlag in Gang zu bringen. Würden Beamten die erste Gruppe sein, die bis 70 arbeitet, trüge das zur Beruhigung aller anderen bei. Es ist falsch, Beamte, zum Beispiel Lehrer, die in ihrem Beruf ausgepowert sind, vorzeitig in Ruhestand gehen zu lassen. Notwendig ist auch hier, die versäulte Praxis aufzubrechen: Wer an der einen Stelle nicht mehr arbeiten kann, kann es an einer anderen tun. Beamte werden mit ihren Organisationen ein gewaltiges Getöse starten, wenn ein solcher Vorschlag „in (fast) jedem Fall mit 70 in die Pension“ ernsthaft auf die politische Agenda kommt. Wenn sie schlau wären, würden sie aber zustimmen und damit ihre 71,75 % Ruhestandsgehalt noch eine Weile sichern. Und sie können sich damit trösten, dass Beamte länger leben als alle anderen Werktätigen.
Dr. Henning von Vieregge, Mainz