Drei Geschichten vom hohen Alter und Sterben

01 Mai
1. Mai 2016

Blog 120/ Mai 2016 

Guten Tag,

hier sind drei wahre Geschichten . Sie stehen für den Realismus der Jugend zum Thema Sterben , für existierende Sorgekultur und den Nutzen, den alle Generationen davon haben, wenn es gelingt,  Hochalterige nicht auszuschließen, sondern teilhaben zu lassen. Das gelingt am besten  projektorientiert auf gemeinsame Ziele, also gänzlich ohne den Schmonzes-Überbau vom Glück intergenerationeller Zusammenarbeit.  Aber man braucht eine organisatorische Plattform dazu.

1

Falk , 4, bat seinen Vater um einen Gefallen. Falls die Eltern sterben würden –irgendwie war in der Familie gerade vom Tod die Rede gewesen-, solle er doch ihm vorher bitte zeigen, wie der Fernseher angeht.

 

2

Eine Frau in meinem Seminar erzählt von ihrer Mutter, die ihre letzten Tage im Hospiz verbracht habe. Nie sei sie so glücklich gewesen. Sie wünschte sich Reibekuchen. Die bekam sie. „Aber da gehört doch ein Kölsch dazu“, bat sie. Das bekam sie. Ob ihre Kinder jetzt nicht verarmen würden, sorgte sie sich auf einmal. Da riefen die Leute vom Hospiz bei den Kindern an und erzählten von der Sorge der Mutter. Die konnten sie informieren, dass es keinen Anlass zur Sorge gäbe. Das haben die Pfleger dann der Mutter mitgeteilt und die war beruhigt. Ihre Sorgen waren angehört und  ernstgenommen worden und wurden angemessen beantwortet. Das ist es wohl, was im Mittelpunkt des Altenberichts steht, der in den nächsten Wochen veröffentlicht werden wird: „Sorgekultur“. Es ist nicht nur ein Wunsch-, sondern, wie das Beispiel zeigt, auch ein Realitätsbegriff.

3

L. berichtete vom Tod seiner Mutter, die bei ihnen in R. , einem Dorf in Mecklenburg, die letzten Jahre ihres Lebens verbracht hatte. „ Sie ist mit Plänen für den nächsten Tag friedlich eingeschlafen und einfach nicht mehr aufgewacht“, schreibt ihr Sohn. Mit 96 Jahren  nahm sie bis zuletzt am Dorf- und Gemeinschaftsleben  in R.  lebhaft teil.

Wir wissen spätestens aus der Generali Hochalterigenstudie des Heidelberger Gerontologen Andreas Kruse (im Netz abrufbar bei Generali Zukunftsstiftung) , dass I.L. hatte, was sich viele Hochalterige wünschen und vermissen: Teilhabe. Ihr Mitwirken im Dorf (dort gibt es einen Kulturverein), brachte sie  mit Jüngeren zusammen, die Freunde wurden. „Sie konnte sich einbringen, hat an allem teilgenommen und wurde respektiert. Jetzt werden wir merken, wie sie fehlt, aber sie hat auch Spuren hinterlassen.“

Empathie und Generativität als Treiber des Lebens, das ist es.

Mit besten Grüßen

Henning v. Vieregge

 

 

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